Wilhelmine Heimburg

H. war eine der bekanntesten Unterhaltungsschriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts. – Ihre höhere Schulbildung erhielt sie in Quedlinburg, wohin ihr Vater 1852 versetzt worden war. Häufige Umzüge, bedingt durch die Tätigkeit ihres Vaters als Militärarzt, prägten ihre Kindheit und Jugend. 1868 lebte die Familie in Glogau (poln. Głogów) und 1876 bis 1878 in Salzwedel, wo H. ihre erste Novelle „Melanie“ schrieb, die 1876 in der Frauenzeitung „Viktoria“ erschien und ein Erfolg wurde. 1878 folgte der Roman „Aus dem Leben meiner alten Freundin“, ein liebevolles Genrebild kleinstädtischen Lebens. Der Roman „Ihr einziger Bruder“ (1882) erreichte 17 Auflagen. Ab 1878 war sie ständige Mitarbeiterin der von Ernst Keil herausgegebenen, populären Zeitschrift „Die Gartenlaube“. Alle ihre späteren Romane wurden zuerst in der „Gartenlaube“ publiziert, ehe sie in Buchform erschienen. – Erwähnung fand H. in der Autobiografie von Theodor Fontane, der die Begeisterung schildert, mit der ihre Werke gelesen wurden. Weitere Stationen ihres Wirkens waren Frankfurt/Main, Arnstadt und schließlich ab 1881 Kötzschenbroda. Seit ihrer Zeit in Arnstadt war H. mit Eugenie Marlitt befreundet, mit der sie sich geistesverwandt fühlte und deren Roman „Das Eulenhaus“ sie 1888 vollendete, sodass er in die Marlitt-Gesamtausgabe aufgenommen werden konnte. – In ihren Romanen widmete sich H. den Unterprivilegierten, ihre besondere Aufmerksamkeit galt den Sorgen und Nöten von Frauen. Ihre einfühlsamen Romane sind Sittengemälde ohne konkreten zeitgeschichtlichen Hintergrund bzw. moralisch motivierte Schlossgeschichten, die sich gegen den Standesdünkel des Adels wenden und für Gleichberechtigung aller Menschen eintreten. – H. erwarb sich mit ihren zahlreichen Romanen, die in hohen Auflagen herauskamen, großes Ansehen. Die zeitgenössische Literaturkritik bescheinigte ihr, „eine der beliebtesten Schriftstellerinnen, besonders der Frauenwelt“ ( Adolf Hinrichsen) zu sein. Auch Theodor Storm äußerte sich achtungsvoll über ihr literarisches Talent.

Werke Melanie, Berlin 1876; Aus dem Leben meiner alten Freundin, Leipzig 1878, Stuttgart/Berlin/Leipzig 151914; Lumpenmüllers Lieschen, Leipzig 1879, Stuttgart/Berlin/Leipzig 541932; Kloster Wendhusen, Leipzig 1880, Stuttgart/Berlin/Leipzig 411932; Ihr einziger Bruder, Leipzig 1882, 171918 (P); Waldblumen, Leipzig 1882, 81918; Dazumal, Leipzig 1884, Stuttgart/Berlin/Leipzig 51919; Ein armes Mädchen, Leipzig 1884, Stuttgart/Berlin/Leipzig 61917; Trudchens Heirat, Leipzig 1885, Stuttgart/Berlin/Leipzig 41913; Die Andere, Leipzig 1886, Stuttgart/Berlin/Leipzig 61919; Herzenskrisen, 2 Bde., Leipzig 1887, Stuttgart/Berlin/Leipzig 371932; Unter der Linde, Leipzig 1888; Lore von Tollen, 2 Bde., Leipzig 1889, Stuttgart/Berlin/Leipzig 61915; Eine unbedeutende Frau, 2 Bde., Leipzig 1891, Stuttgart/Berlin/Leipzig 181932 (ND Florenz 1955 [ital.]); Sabines Freier, Leipzig 1892; Mamsell Unnütz, Leipzig 1893, Stuttgart/Berlin/Leipzig 221932; Auf schwankem Boden, Leipzig 1894; Haus Beetzen, Leipzig 1895, Stuttgart/Berlin/Leipzig 171932; Um fremde Schuld, Leipzig 1895, Stuttgart/Berlin/Leipzig 201928; Trotzige Herzen, Leipzig 1897, Stuttgart/Berlin/Leipzig 431932; Antons Erben, Leipzig 1898, Stuttgart/Berlin/Leipzig 61919; Über steinige Wege, Leipzig 1908, Stuttgart/Berlin/Leipzig 381932; Der Stärkere, Stuttgart/Berlin/Leipzig 141909; Lotte Lore, Stuttgart/Berlin/Leipzig 1913, 111915; Gesammelte Romane und Novellen, NF, 5 Bde., Leipzig 1896-1898.

Literatur A. Hinrichsen, Das literarische Deutschland, Berlin 1887, S. 54. – DBA II, III; DBE 4, S. 504; Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller, Bd. 1, Leipzig 1972; K. Böttcher u.a., Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller, Leipzig 1987; N. Weiß/J. Wonneberger, Dichter, Denker, Literaten aus sechs Jahrhunderten in Dresden, Dresden 1997, S. 78; W. Killy (Hg.), Literaturlexikon, Berlin 1998 (CD-ROM); M. Altner, Sächsische Lebensbilder, Radebeul 2001, S. 26-32 (P).

Porträt Fotografie, Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., Digitales Bildarchiv (Bildquelle).

Manfred Altner
5.1.2011


Empfohlene Zitierweise:
Manfred Altner, Artikel: Wilhelmine Heimburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17953 [Zugriff 13.5.2024].

Wilhelmine Heimburg



Werke Melanie, Berlin 1876; Aus dem Leben meiner alten Freundin, Leipzig 1878, Stuttgart/Berlin/Leipzig 151914; Lumpenmüllers Lieschen, Leipzig 1879, Stuttgart/Berlin/Leipzig 541932; Kloster Wendhusen, Leipzig 1880, Stuttgart/Berlin/Leipzig 411932; Ihr einziger Bruder, Leipzig 1882, 171918 (P); Waldblumen, Leipzig 1882, 81918; Dazumal, Leipzig 1884, Stuttgart/Berlin/Leipzig 51919; Ein armes Mädchen, Leipzig 1884, Stuttgart/Berlin/Leipzig 61917; Trudchens Heirat, Leipzig 1885, Stuttgart/Berlin/Leipzig 41913; Die Andere, Leipzig 1886, Stuttgart/Berlin/Leipzig 61919; Herzenskrisen, 2 Bde., Leipzig 1887, Stuttgart/Berlin/Leipzig 371932; Unter der Linde, Leipzig 1888; Lore von Tollen, 2 Bde., Leipzig 1889, Stuttgart/Berlin/Leipzig 61915; Eine unbedeutende Frau, 2 Bde., Leipzig 1891, Stuttgart/Berlin/Leipzig 181932 (ND Florenz 1955 [ital.]); Sabines Freier, Leipzig 1892; Mamsell Unnütz, Leipzig 1893, Stuttgart/Berlin/Leipzig 221932; Auf schwankem Boden, Leipzig 1894; Haus Beetzen, Leipzig 1895, Stuttgart/Berlin/Leipzig 171932; Um fremde Schuld, Leipzig 1895, Stuttgart/Berlin/Leipzig 201928; Trotzige Herzen, Leipzig 1897, Stuttgart/Berlin/Leipzig 431932; Antons Erben, Leipzig 1898, Stuttgart/Berlin/Leipzig 61919; Über steinige Wege, Leipzig 1908, Stuttgart/Berlin/Leipzig 381932; Der Stärkere, Stuttgart/Berlin/Leipzig 141909; Lotte Lore, Stuttgart/Berlin/Leipzig 1913, 111915; Gesammelte Romane und Novellen, NF, 5 Bde., Leipzig 1896-1898.

Literatur A. Hinrichsen, Das literarische Deutschland, Berlin 1887, S. 54. – DBA II, III; DBE 4, S. 504; Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller, Bd. 1, Leipzig 1972; K. Böttcher u.a., Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller, Leipzig 1987; N. Weiß/J. Wonneberger, Dichter, Denker, Literaten aus sechs Jahrhunderten in Dresden, Dresden 1997, S. 78; W. Killy (Hg.), Literaturlexikon, Berlin 1998 (CD-ROM); M. Altner, Sächsische Lebensbilder, Radebeul 2001, S. 26-32 (P).

Porträt Fotografie, Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., Digitales Bildarchiv (Bildquelle).

Manfred Altner
5.1.2011


Empfohlene Zitierweise:
Manfred Altner, Artikel: Wilhelmine Heimburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17953 [Zugriff 13.5.2024].