Ruth Oesterreich

O. war eine Linkspolitikerin und Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime, die von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde. – O. wurde 1912 Mitglied der SPD und arbeitete als Sekretärin bei der Dresdner Volkszeitung. 1919 trat sie der KPD bei, schloss sich aber 1929 der Kommunistischen Partei-Opposition an, die gegen die von der Kommunistischen Internationale verordnete Sozialfaschismusthese opponierte, der zufolge die Sozialdemokraten als vermeintliche Sozialfaschisten stärker zu bekämpfen seien als die Nationalsozialisten. Ab 1925 war O. in der sowjetischen Handelsvertretung in Berlin tätig. – Im Februar oder März 1933 flohen O. und ihr Ehemann Jakob Reich in die Tschechoslowakei, wo sich O. 1934, nach einem kurzen Zwischenspiel in der SAPD, der SOPADE, der Exilorganisation der SPD, anschloss. Ab 1935 arbeitete sie für das Schweizer Hilfswerk für Emigrantenkinder, organisierte Geld, Lebensmittel und Ferienaufenthalte für Kinder und beantragte Arbeitserlaubnisse für Jugendliche. Auch war sie für die Gesandtschaft der Spanischen Republik tätig. – Während Jakob Reich Anfang 1938 gemeinsam mit seiner späteren Ehefrau Annie Reich, der ehemaligen Ehefrau des Psychoanalytikers Wilhelm Reich, in die USA ging, blieb O. in Prag und floh - möglicherweise erst am 15.3.1939 - nach Paris. Da sie jedoch aus Frankreich als unerwünschte Ausländerin abgeschoben wurde, ging sie nach Verviers (Belgien). Dort arbeitete sie bis Juli 1939 als Kundschafterin für die Spanische Republik und besorgte über LKW-Fahrer aus dem Deutschen Reich Informationen über das NS-Regime, die sie an die Emigrantenpresse weiterleitete. – Da O. über weite Strecken ihres Lebens in der Illegalität bzw. auf der Flucht tätig war, sind nicht alle Daten und Aktivitäten bekannt. – Im April 1941 wurde O. in Brüssel von der Gestapo verhaftet, nach Deutschland gebracht und am 18.2.1943 vom Volksgerichtshof in Berlin wegen Feindbegünstigung, Wehrkraftzersetzung, Vorbereitung zum Hochverrat und Aufforderung zum Landesverrat zum Tod durch Erhängen verurteilt. Das Urteil wurde am 25.6. im Gefängnis Plötzensee vollstreckt.

Literatur W. Hammer, So starb Ruth O., in: Gleichheit 20/1957, H. 12, S. 452f.; K. Retzlaw, Spartacus. Aufstieg und Niedergang, Frankfurt/Main 41976; U. Plener (Hg.), Frauen aus Deutschland in der französischen Résistance, Berlin 22006, S. 156f. (P); B. Schmidt, Wer war Ruth O.? Auf den Spuren einer vergessenen Sozialistin, Lich 2011.

Porträt Ruth O., 1930-er Jahre, Fotografie, Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin (Bildquelle).

Birgit Schmidt
20.3.2017


Empfohlene Zitierweise:
Birgit Schmidt, Artikel: Ruth Oesterreich,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/26348 [Zugriff 20.12.2024].

Ruth Oesterreich



Literatur W. Hammer, So starb Ruth O., in: Gleichheit 20/1957, H. 12, S. 452f.; K. Retzlaw, Spartacus. Aufstieg und Niedergang, Frankfurt/Main 41976; U. Plener (Hg.), Frauen aus Deutschland in der französischen Résistance, Berlin 22006, S. 156f. (P); B. Schmidt, Wer war Ruth O.? Auf den Spuren einer vergessenen Sozialistin, Lich 2011.

Porträt Ruth O., 1930-er Jahre, Fotografie, Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin (Bildquelle).

Birgit Schmidt
20.3.2017


Empfohlene Zitierweise:
Birgit Schmidt, Artikel: Ruth Oesterreich,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/26348 [Zugriff 20.12.2024].