Heinrich Gottlieb Francke
F. war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein bedeutender Gelehrter auf den Gebieten des Staats- und Lehnrechts sowie der deutschen und sächsischen Geschichte. Bleibende Bedeutung erlangte er v.a. als Autor der auf Johann Jacob Mascov zurückgehenden Leipziger Schule der Reichpublizistik. – In jungen Jahren durch Hauslehrer unterrichtet, wurde F. nach dem Tod seiner Mutter 1713 in die Obhut seines Onkels
Johann Gottlieb Alberti, Advokat und sächsisch-weimarischer Hof- und Kammergerichtsrat, gegeben. Dieser ließ ihn neben den Elementarwissenschaften vornehmlich in Geschichte und Staatsrecht unterweisen. Im Alter von 19 Jahren wurde F. 1724 unter dem Rektor Christian Friedrich Börner an der Universität Leipzig immatrikuliert und studierte fortan Philosophie, Geschichte und Rechtswissenschaft u.a. bei Johann Andreas Rüdiger, Johann Erhard Kapp und Mascov. Am 7.12.1726 erlangte F. den akademischen Grad des Baccalaureus und am 20.2. des Folgejahrs die Würde des Magisters der Philosophie, woran sich Lehrtätigkeiten in diesem Fachbereich an der Universität Leipzig anschlossen. – Die Philosophische Fakultät wählte ihn 1731 zum Kurator des sog. Roten Kollegs und 1732 zum Aktuar. Nach einem Jura-Examen wurde F. 1737 als Notar und Advokat in Kursachsen zugelassen und begann zu praktizieren. In der Folgezeit verfasste er zahlreiche Schriften zu Politik, Recht sowie zur Reichsgeschichte und war ebenfalls als Herausgeber aktiv. 1748 übertrug man ihm die außerordentliche Professur für deutsches Staatsrecht in Leipzig, die seit 1726 nicht besetzt gewesen war. Nach der erfolgreichen Verteidigung seiner Doktorarbeit zu europäischen Bündnisbeziehungen am 2.5.1748 konnte F. bereits sechs Tage später die Lehrtätigkeit aufnehmen. Ein Jahr darauf übertrug Fürst
Heinrich von Schwarzburg-Sondershausen F. das Amt des kaiserlichen Hofpfalzgrafen, das ihm zusätzliche Rechte zur Ernennung von Notaren oder Verleihung akademischer Titel einräumte. Sein öffentliches Auftreten als Sachverständiger, seine umfangreiche Korrespondenz mit anderen Wissenschaftlern und Staatsmännern sowie seine beachtliche Publikationstätigkeit beförderten F.s Renommee. Dass er am 4.12.1762 gegen die Bedenken der Philosophischen Fakultät und erst durch eine landesherrliche Verfügung aus Dresden seine zweite Leipziger Professur erhielt, lag vermutlich an F.s mangelnder Rhetorik. Dennoch wurde er ordentlicher Professor für Moral und Politik und zugleich Assessor der Fakultät. 1767, 1771 und 1777 hatte F. das Amt des Dekans der Philosophischen Fakultät inne und stand der Universität 1773 und 1777 als Rektor vor. Als Kurfürst Friedrich August III. 1774 die Societas Jablonoviana, eine bedeutende deutsch-polnische Gelehrtengesellschaft, anlässlich ihrer Gründungsfeier offiziell bestätigte, saß F. dieser als Preisrichter bei. 1780 wurde er Decemvir der Universität Leipzig und blieb dies bis zu seinem Tod. – F. hatte großen Anteil an der Verbreitung des Erbes der Leipziger Reichspublizistik und galt als sachverständiger Historiker und Jurist, womit er die Ausstrahlungskraft der Universität im 18. Jahrhundert maßgeblich förderte. Nachdem er sein Leben weitestgehend der Wissenschaft gewidmet hatte, vermachte er seine bescheidene Hinterlassenschaft sowie seine umfangreiche Bibliothek der Philosophischen Fakultät. Er wurde in der Universitätskirche Leipzig beigesetzt.
Quellen Nützliche Nachrichten von denen Bemühungen derer Gelehrten und andern Begebenheiten in Leipzig 1739-1756 (hier: Leipzig 1748); Professorenkatalog der Universität Leipzig, catalogus professorum lipsiensium, hrsg. vom Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, Historisches Seminar der Universität Leipzig.
Werke De gravaminibus nationis Germanicae Norimbergensibus adversus curiam Romanam ab erroribus scriptorum vulgaribus liberatis epistola, Leipzig 1731; De iure vicariorum imperii de feudis imperio apertis disponendi breviter disserit, Leipzig 1748; Sammlung der Reichs-Hof-Raths-Conclusorum vom Jahr 1760-1761, Regensburg 1761/62; Beyträge zur Historie derer Chur- und Fürstlichen Sächsischen Lande, Bd. 5-6, Leipzig 1761-1764; De culto ac neglecto iterum in Academiis studio politico necessariaque illius instauratione, Leipzig 1762.
Literatur Verbesserungen und Ergänzungen zu den Stammtafeln der Familie Francke in Weida, Weida 1905 (P, WV); H. Döring, Franke, in: J. G. Gruber (Hg.), Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste, Bd. 47, Leipzig 1848, S. 196f.; K. Krause, Alma mater lipsiensis, Leipzig 2003; M. Huttner, Geschichte als akademische Disziplin, Leipzig 2007; D. Döring, Entwicklung der wissenschaftlichen Fächer, in: Geschichte der Universität Leipzig, hrsg. von der Senatskommission zur Erforschung der Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, Bd. 1, Leipzig 2009, S. 688-770; ADB 7, S. 236f.; DBA I, III; DBE 3, S. 394.
Porträt Heinrich Gottlieb F., J. C. Nabholz, 1781, Kupferstich und Radierung, Universitätsbibliothek Leipzig, Porträtstichsammlung, Digitaler Portraitindex der druckgraphischen Bildnisse der Frühen Neuzeit (Bildquelle).
Daniel Fischer
28.9.2017
Empfohlene Zitierweise:
Daniel Fischer, Artikel: Heinrich Gottlieb Francke,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1481 [Zugriff 20.12.2024].
Heinrich Gottlieb Francke
Quellen Nützliche Nachrichten von denen Bemühungen derer Gelehrten und andern Begebenheiten in Leipzig 1739-1756 (hier: Leipzig 1748); Professorenkatalog der Universität Leipzig, catalogus professorum lipsiensium, hrsg. vom Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, Historisches Seminar der Universität Leipzig.
Werke De gravaminibus nationis Germanicae Norimbergensibus adversus curiam Romanam ab erroribus scriptorum vulgaribus liberatis epistola, Leipzig 1731; De iure vicariorum imperii de feudis imperio apertis disponendi breviter disserit, Leipzig 1748; Sammlung der Reichs-Hof-Raths-Conclusorum vom Jahr 1760-1761, Regensburg 1761/62; Beyträge zur Historie derer Chur- und Fürstlichen Sächsischen Lande, Bd. 5-6, Leipzig 1761-1764; De culto ac neglecto iterum in Academiis studio politico necessariaque illius instauratione, Leipzig 1762.
Literatur Verbesserungen und Ergänzungen zu den Stammtafeln der Familie Francke in Weida, Weida 1905 (P, WV); H. Döring, Franke, in: J. G. Gruber (Hg.), Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste, Bd. 47, Leipzig 1848, S. 196f.; K. Krause, Alma mater lipsiensis, Leipzig 2003; M. Huttner, Geschichte als akademische Disziplin, Leipzig 2007; D. Döring, Entwicklung der wissenschaftlichen Fächer, in: Geschichte der Universität Leipzig, hrsg. von der Senatskommission zur Erforschung der Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, Bd. 1, Leipzig 2009, S. 688-770; ADB 7, S. 236f.; DBA I, III; DBE 3, S. 394.
Porträt Heinrich Gottlieb F., J. C. Nabholz, 1781, Kupferstich und Radierung, Universitätsbibliothek Leipzig, Porträtstichsammlung, Digitaler Portraitindex der druckgraphischen Bildnisse der Frühen Neuzeit (Bildquelle).
Daniel Fischer
28.9.2017
Empfohlene Zitierweise:
Daniel Fischer, Artikel: Heinrich Gottlieb Francke,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1481 [Zugriff 20.12.2024].