Wolf Siegfried von Lüttichau

Der aus einem alten meißnischen Adelsgeschlecht stammende L. ist v.a. als Kammerdirektor und Kanzler in Erscheinung getreten und war mit wichtigen Aufgaben der Finanz- bzw. Innenpolitik betraut. – L. absolvierte ein umfangreiches Ausbildungsprogramm. Er besuchte 1625 die Universität Wittenberg, um dort Jura, Ethik, Politik und Geschichte zu studieren. Nach zwei Jahren setzte er sein Studium in Leipzig fort, um ab 1630 seine Ausbildung an der Universität Altdorf zu beenden. Der Tod des Vaters rief ihn von einer Reise nach Italien auf die heimatlichen Güter zurück, wo er auch die Vormundschaft über seine beiden jüngeren Brüder übernahm. Der Onkel von L., Wolf von Lüttichau, 1624 bis 1639 kursächsischer Kanzler, übertrug ihm zusätzlich die Vormundschaft über dessen Cousins. – Eine erste Anstellung erhielt L. 1639 als Appellationsrat, der schon bald, ab 1641, die Funktion als Hof- und Justizrat folgte. Von dieser Position trat er 1647 aus familiären Gründen zurück. Bald darauf übernahm L. eine Ratsstelle beim Kurprinzen Johann Georg (II.). – 1656 wurde L. vom Kaiser zum Reichspfennigmeister des Ober- und Niedersächsischen Kreises ernannt; auch dabei handelt es sich um ein prestigeträchtiges Amt, wenngleich es gegenüber der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg an Bedeutung eingebüßt hatte. Im selben Jahr wurde er zudem kursächsischer Kammerrat. Auf diesem Posten bewährte er sich und stieg 1659 zum Direktor des Kammerkollegiums auf. Nach dem Tod Heinrichs von Friesen d.Ä. avancierte L. 1660 zum Kanzler und stand damit der Landesregierung vor. In dieser Funktion hatte er nun auch Zugang zum Geheimen Rat, wo die Mitwirkung von L. indessen eher begrenzt blieb. Zu sehr war er als Kammerdirektor und Kanzler mit Aufgaben in der Finanz- bzw. Innenpolitik beschäftigt. – Seit dem Kaiserwahltag in Frankfurt/Main 1658 besaß L. außerdem ein eher symbolisches Amt, als ihm das Prädikat eines Kammerherrn zugeeignet wurde. – Nach seinem Tod wurde L. auf seinen im Meißnischen Kreis gelegenen Stammsitz Zschorna beigesetzt. Zu den Besitzungen von L. gehörte auch das Gut Baselitz. Die Rittergüter gelangten an seinen Schwiegersohn Gottfried Hermann von Beichlingen.

Quellen C. Bulaeus, Summum christiani bonum, Dresden 1671 [Leichenpredigt]; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat.

Literatur C. Heinker, Die Bürde des Amtes - die Würde des Titels. Der kursächsische Geheime Rat im 17. Jahrhundert, Leipzig 2015.

Christian Heinker
26.4.2016


Empfohlene Zitierweise:
Christian Heinker, Artikel: Wolf Siegfried von Lüttichau,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2751 [Zugriff 18.4.2024].

Wolf Siegfried von Lüttichau



Quellen C. Bulaeus, Summum christiani bonum, Dresden 1671 [Leichenpredigt]; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat.

Literatur C. Heinker, Die Bürde des Amtes - die Würde des Titels. Der kursächsische Geheime Rat im 17. Jahrhundert, Leipzig 2015.

Christian Heinker
26.4.2016


Empfohlene Zitierweise:
Christian Heinker, Artikel: Wolf Siegfried von Lüttichau,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2751 [Zugriff 18.4.2024].