Rudolf Haake

Der NSDAP-Politiker H. amtierte als Bürgermeister sowie zweimal kommissarisch als Oberbürgermeister der Stadt Leipzig. – An der Öffentlichen Höheren Handelslehranstalt in Leipzig bestand H. Ostern 1921 die Reifeprüfung und arbeitete bis Ostern 1923 als kaufmännischer Lehrling bei der Lebensmittelgroßhandlung Theodor Bader und dann ein weiteres halbes Jahr als Kontorist. Anschließend war er bis August 1924 bei der Lebensmittelgroßhandlung Günther Stöckert als Lagerist beschäftigt. Danach arbeitete er im Unternehmen seines Vaters, bis 1926 in Leipzig und bis 1928 in Kelbra. 1928/29 studierte H. zwei Semester an der Handelshochschule in Leipzig, brach das Studium aber aufgrund seiner politischen Tätigkeiten ab. – Bereits 1922 war er der NSDAP und nach Aufhebung des Parteiverbots erneut am 1.4.1925 mit der Mitgliedsnummer 1181 beigetreten. In Kelbra gründete er die Ortsgruppe der NSDAP und leitete den Bezirk Kyffhäuser. Nach dem Besuch einer NS-Rednerschule trat er ab 1927 als Versammlungsredner in Sachsen, Thüringen und Halle-Merseburg auf. Innerhalb der Partei machte H. schnell Karriere und übernahm zahlreiche Ämter. So amtierte er ab Ende 1928 in Borna als Ortsgruppenleiter und von Oktober 1930 bis 1931 als Bezirksleiter im Kreis Borna. Hinzu kam von Juni 1931 bis Ende März 1932 seine Tätigkeit als Schriftleiter der NS-Tageszeitung „Der Freiheitskampf“, 1932 bis 1933 als Kreisschulungsleiter im Kreis Leipzig und 1931 bis 1938 als Kreisamtsleiter für Gemeindepolitik. Im Herbst 1929 erfolgte H.s Wahl in die Leipziger Stadtverordnetenversammlung, wo er im Januar 1930 in die inneren Ausschüsse Aufnahmeausschuss und Schulausschuss sowie in den gemischten Ausschuss zur Beratung über die Eingemeindung von Vororten gewählt wurde. Auch übte er ab dieser Zeit das Amt des Geschäftsführers der NSDAP in Leipzig aus. Bei den Gemeindewahlen 1932 wurde er als Stadtverordneter wiedergewählt. Die Wahl H.s zum ehrenamtlichen Bürgermeister von Leipzig erfolgte am 11.5.1933; ab dem 1.1.1935 war er als Bürgermeister der Stadt tätig und somit fester Vertreter Carl Friedrich Goerdelers. Außerdem fungierte er als Dezernent des Wirtschaftsamts, des Verkehrsamts, des Statistischen Amts und des Vermietungsamts. Des Weiteren war er im Aufsichtsrat der Leipziger Außenbahn AG, des Gemeindeverbands für das Elektrizitätswerk Leipzig-Land, dem Hypothekenverein und dem Zweckverband für die Stadt- und Girobank und im Beirat der Leipziger Dichterstiftung. In Abwesenheit Goerdelers ließ H. 1936 das Mendelssohn-Denkmal abreißen, was zu Streitigkeiten mit dem Oberbürgermeister führte. Nach Goerdelers Beurlaubung und anschließendem Ruhestand übernahm H. am 1.1.1937 kommissarisch dessen Amt und wurde am 11.10.1937 durch Kurt Walter Dönicke abgelöst, der jedoch bereits ein Jahr später ebenfalls von seinem Posten entbunden wurde. So amtierte H. ab dem 11.10.1938 erneut als kommissarischer Oberbürgermeister. Er übernahm die Geschäftsführung mit den Schwerpunkten Messe, Hafen- und Kanalbau, Gutenberg-Ausstellung und Wohnungsbauprogramm. Am 20.8.1939 erfolgte die Einführung Alfred Freybergs in das Amt des Oberbürgermeisters. Wegen einer Augenerkrankung musste sich H. im Februar 1942 einer Operation unterziehen, die jedoch nicht die gewünschten Verbesserungen brachte; er blieb auf einem Auge blind. 1943 schied er wegen Korruptionsvorwürfen aus der Stadtverwaltung aus und siedelte nach Kelbra über. Später war er noch als Hauptarbeitsgebietsleiter und Redner der NSDAP in Litauen tätig und leitete dort bei der NSDAP-Bezirksleitung Litauen des Arbeitsbereichs Osten ab dem 17.1.1944 den Bereich Schulung und Erziehung. Aus Litauen kehrte er fast erblindet nach Kelbra zurück. Als amerikanische Truppen am 12.4.1945 in die Stadt einrückten, eröffnete er vom Rathaus aus das Feuer und verwundete den Kommandanten eines Panzers. Bei der Erstürmung des Gebäudes fand H. den Tod.

Quellen Auskunft F. Rössler; Stadtarchiv Leipzig, Kap. 6, Nr. 107, ebd. Kap. 10 H, Nr. 1362, ebd., Stadtverordnete Leipzig 1929, Bd. 24, ebd., Stadtverordnete Leipzig 1931, Bd. 25; Bundesarchiv Berlin, Parteikorrespondenz der NSDAP, H., Rudolf, 17.10.1903.

Werke Der Versammlungsleiter, Leipzig 1931; Der Leipziger Stadtbankskandal, Leipzig 1932; Kämpfer unter dem Hakenkreuz, Leipzig 1932; (Hg.), Das tönende Buch der Stadt Leipzig, Leipzig 1935; Das städtische Messe- und Ausstellungswesen, Stuttgart/Berlin 1938, ²1940; Leipzig, die Stadt ohne Raum, Leipzig 1939; Die Welt zu Gast in Leipzig, in: Illustrirte Zeitung 2.3.1939, S. 292f.

Literatur Leipziger Neueste Nachrichten 13.11.1931; R. Klingemann, Der Kampf um die Macht in Leipzig, in: Leipziger Kalender 13/1938, S. 31-38; Leipziger Jahrbuch 2/1940, S. 208; F. Rössler, 700 Jahre Stadt Kelbra, Kelbra 1974, S. 70; J. Reich, Carl Friedrich Goerdeler, Köln/Weimar/Wien 1992; Chronik der Stadt Nordhausen 1802 bis 1989, hrsg. vom Stadtarchiv Nordhausen, Horb/Neckar 2003, S. 294; M. Lehmstedt (Hg.), Leipzig wird braun. Das Jahr 1933 in Zeitungsberichten und Fotografien, Leipzig 2008; A. Peschel, Rudolf H. und die Leipziger NSDAP, in: Stadtgeschichte. Mitteilungen des Leipziger Geschichtsvereins e.V., Jahrbuch 2009, Beucha/Markkleeberg 2010, S. 133-152 (P). – K. Kühling/D. Mundus, Leipzigs regierende Bürgermeister vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Beucha 2000, S. 70f. (P); R. Giesel, Leipzigs nationalsozialistische Bürgermeister (1937-1945), in: Leipziger Stadtgeschichte, Jahrbuch 2011, Beucha/Markkleeberg 2012, S. 117-132 (P).

Porträt Leipziger Kalender 13/1938, S. 5.

Andreas Peschel
8.10.2014


Empfohlene Zitierweise:
Andreas Peschel, Artikel: Rudolf Haake,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23602 [Zugriff 16.4.2024].

Rudolf Haake



Quellen Auskunft F. Rössler; Stadtarchiv Leipzig, Kap. 6, Nr. 107, ebd. Kap. 10 H, Nr. 1362, ebd., Stadtverordnete Leipzig 1929, Bd. 24, ebd., Stadtverordnete Leipzig 1931, Bd. 25; Bundesarchiv Berlin, Parteikorrespondenz der NSDAP, H., Rudolf, 17.10.1903.

Werke Der Versammlungsleiter, Leipzig 1931; Der Leipziger Stadtbankskandal, Leipzig 1932; Kämpfer unter dem Hakenkreuz, Leipzig 1932; (Hg.), Das tönende Buch der Stadt Leipzig, Leipzig 1935; Das städtische Messe- und Ausstellungswesen, Stuttgart/Berlin 1938, ²1940; Leipzig, die Stadt ohne Raum, Leipzig 1939; Die Welt zu Gast in Leipzig, in: Illustrirte Zeitung 2.3.1939, S. 292f.

Literatur Leipziger Neueste Nachrichten 13.11.1931; R. Klingemann, Der Kampf um die Macht in Leipzig, in: Leipziger Kalender 13/1938, S. 31-38; Leipziger Jahrbuch 2/1940, S. 208; F. Rössler, 700 Jahre Stadt Kelbra, Kelbra 1974, S. 70; J. Reich, Carl Friedrich Goerdeler, Köln/Weimar/Wien 1992; Chronik der Stadt Nordhausen 1802 bis 1989, hrsg. vom Stadtarchiv Nordhausen, Horb/Neckar 2003, S. 294; M. Lehmstedt (Hg.), Leipzig wird braun. Das Jahr 1933 in Zeitungsberichten und Fotografien, Leipzig 2008; A. Peschel, Rudolf H. und die Leipziger NSDAP, in: Stadtgeschichte. Mitteilungen des Leipziger Geschichtsvereins e.V., Jahrbuch 2009, Beucha/Markkleeberg 2010, S. 133-152 (P). – K. Kühling/D. Mundus, Leipzigs regierende Bürgermeister vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Beucha 2000, S. 70f. (P); R. Giesel, Leipzigs nationalsozialistische Bürgermeister (1937-1945), in: Leipziger Stadtgeschichte, Jahrbuch 2011, Beucha/Markkleeberg 2012, S. 117-132 (P).

Porträt Leipziger Kalender 13/1938, S. 5.

Andreas Peschel
8.10.2014


Empfohlene Zitierweise:
Andreas Peschel, Artikel: Rudolf Haake,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23602 [Zugriff 16.4.2024].