Otto Posse

P. war einer der namhaftesten Vertreter der Historischen Hilfswissenschaften im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Er studierte Geschichte in Berlin und später in Göttingen, wo er bei Georg Waitz mit einer Studie über die „Reinhardtsbrunner Geschichtsbücher“ promoviert wurde. Nach Anstellungen an den Staatsarchiven Marburg und Weimar (1872/73) wurde P. 1874 Dritter Archivar am Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden. Damit trat er eine Stelle an, die eigens für die Bearbeitung des sächsischen Urkundenbuchs, des Codex diplomaticus Saxoniae regiae (CDS), geschaffen worden war. Bis zu seiner Pensionierung 1919 blieb P. im Sächsischen Hauptstaatsarchiv tätig, seit 1875 als Zweiter Archivar und leitender Redakteur des CDS, seit 1876 als Erster Archivar und schließlich seit 1906 als Direktor. P.s Aufgeschlossenheit gegenüber technischen Neuerungen ist es zu verdanken, dass das Dresdner Hauptstaatsarchiv als erstes Archiv in Deutschland mit einer Fotowerkstatt ausgestattet wurde und ein galvanoplastisches Atelier zur Anfertigung von Siegelnachbildungen erhielt. Auf seine Initiative ging ebenso der Neubau des Sächsischen Hauptstaatsarchivs (1912-1915) zurück. – Als Wissenschaftler widmete sich P. zunächst editorischen Aufgaben. Den 1878 als Ausbeute einer römischen Studienreise publizierten „Analecta Vaticana“ folgten bis 1898 drei Bände des CDS mit den Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen (948-1234). Seit den 1880er-Jahren wandte sich P. verstärkt den Historischen Hilfswissenschaften zu. Neben diplomatischen und genealogischen Abhandlungen nahm vor allem die Sphragistik einen zentralen Platz in seinen Forschungen ein. Bis 1917 veröffentlichte P. insgesamt 13 siegelkundliche Tafelwerke, darunter die fünfbändige Ausgabe der „Siegel der deutschen Kaiser und Könige von 751 bis 1913“.

Werke Codex diplomaticus Saxoniae regiae. Seine bisherige Herausgabe und seine Weiterführung, Leipzig 1876; Die Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin bis zu Konrad dem Großen, Leipzig 1881; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, I. Hauptteil, [Abteilung A], Bd. 1-3, Leipzig 1882/98; Die Lehre von den Privaturkunden, Leipzig 1887 (ND Berlin 1974); Die Siegel der Wettiner bis 1324 und der Landgrafen von Thüringen bis 1247, Leipzig 1888; Die Hausgesetze der Wettiner bis zum Jahre 1486, Leipzig 1889; Die Siegel der Wettiner von 1324-1486 und der Herzöge von Sachsen-Wittenberg und Kurfürsten von Sachsen aus askanischem Geschlecht, nebst einer Abhandlung über Heraldik und Sphragistik der Wettiner, Leipzig 1893; Die Wettiner, Leipzig/Berlin 1897 (ND Leipzig 1994); Handschriften-Konservirung, Dresden 1899 (ND Kopenhagen 1969); Die Siegel des Adels der Wettiner Lande bis zum Jahre 1500, Bd. I-V, Dresden 1903/17 (Bd. I: ND Arnstadt 1994); Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige von 751 bis 1913, Bd. I-V, Dresden 1909/13 (ND Leipzig 1981); Die Urahnen des fürstlichen und gräflichen Hauses Schönburg, Dresden 1914; Die Siegel der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz, Erzkanzler des Deutschen Reiches bis zum Jahre 1803, Dresden 1914.

Literatur W. Hoppe, Zur Frage sächsisch-thüringischer Urkundenpublikation, in: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine 67/1919, Sp. 237-241; W. Lippert, Zur Frage sächsisch-thüringischer Urkundenpublikation, in: ebd. 68/1920, Sp. 16f.; ders., Otto Adalbert P., in: NASG 43/1922, S. 153-156; ders., Otto P., in: Archivalische Zeitschrift 35/1925, S. 286f.; K. Wensch/R. Groß/M. Kobuch, Archivgeschichte und Genealogie, in: R. Groß/M. Kobuch (Hg.), Beiträge zur Archivwissenschaft und Geschichtsforschung, Weimar 1977, S. 145-167, hier S. 164; E. Leisering/W. Vahl, Nachwort, in: P., Die Siegel des Adels der Wettiner Lande bis zum Jahre 1500, Bd. 1, Arnstadt 1994 (ND der Ausgabe Dresden 1903), ohne Paginierung; S. Pätzold, Unveröffentlichtes zur Geschichte der frühen Wettiner aus dem Nachlaß von Otto P., in: Der Archivar 50/1997, Sp. 186-192; J. Lehmann, Hubert Ermisch (1850-1932), Köln/Weimar/Wien 2001, S. 385 (Register). – DBA II, III; W. Leesch, Die deutschen Archivare 1500-1945, Bd. 2: Biographisches Lexikon, München/London/New York/Paris 1992, S. 462f.

Porträt Bildnis Geh.Rat Dr. Otto P., Robert Sterl, 1917, Öl auf Leinwand, Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden, Robert-Sterl-Haus Struppen via Wikimedia Commons (Bildquelle) [Public Domain Mark 1.0; dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Public Domain Mark 1.0 Lizenz]; Bildnis Geh.Rat Dr. Otto P., Robert Sterl, 1917, Öl auf Leinwand, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek.

Tom Graber
14.6.2004


Empfohlene Zitierweise:
Tom Graber, Artikel: Otto Posse,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3193 [Zugriff 29.3.2024].

Otto Posse



Werke Codex diplomaticus Saxoniae regiae. Seine bisherige Herausgabe und seine Weiterführung, Leipzig 1876; Die Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin bis zu Konrad dem Großen, Leipzig 1881; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, I. Hauptteil, [Abteilung A], Bd. 1-3, Leipzig 1882/98; Die Lehre von den Privaturkunden, Leipzig 1887 (ND Berlin 1974); Die Siegel der Wettiner bis 1324 und der Landgrafen von Thüringen bis 1247, Leipzig 1888; Die Hausgesetze der Wettiner bis zum Jahre 1486, Leipzig 1889; Die Siegel der Wettiner von 1324-1486 und der Herzöge von Sachsen-Wittenberg und Kurfürsten von Sachsen aus askanischem Geschlecht, nebst einer Abhandlung über Heraldik und Sphragistik der Wettiner, Leipzig 1893; Die Wettiner, Leipzig/Berlin 1897 (ND Leipzig 1994); Handschriften-Konservirung, Dresden 1899 (ND Kopenhagen 1969); Die Siegel des Adels der Wettiner Lande bis zum Jahre 1500, Bd. I-V, Dresden 1903/17 (Bd. I: ND Arnstadt 1994); Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige von 751 bis 1913, Bd. I-V, Dresden 1909/13 (ND Leipzig 1981); Die Urahnen des fürstlichen und gräflichen Hauses Schönburg, Dresden 1914; Die Siegel der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz, Erzkanzler des Deutschen Reiches bis zum Jahre 1803, Dresden 1914.

Literatur W. Hoppe, Zur Frage sächsisch-thüringischer Urkundenpublikation, in: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine 67/1919, Sp. 237-241; W. Lippert, Zur Frage sächsisch-thüringischer Urkundenpublikation, in: ebd. 68/1920, Sp. 16f.; ders., Otto Adalbert P., in: NASG 43/1922, S. 153-156; ders., Otto P., in: Archivalische Zeitschrift 35/1925, S. 286f.; K. Wensch/R. Groß/M. Kobuch, Archivgeschichte und Genealogie, in: R. Groß/M. Kobuch (Hg.), Beiträge zur Archivwissenschaft und Geschichtsforschung, Weimar 1977, S. 145-167, hier S. 164; E. Leisering/W. Vahl, Nachwort, in: P., Die Siegel des Adels der Wettiner Lande bis zum Jahre 1500, Bd. 1, Arnstadt 1994 (ND der Ausgabe Dresden 1903), ohne Paginierung; S. Pätzold, Unveröffentlichtes zur Geschichte der frühen Wettiner aus dem Nachlaß von Otto P., in: Der Archivar 50/1997, Sp. 186-192; J. Lehmann, Hubert Ermisch (1850-1932), Köln/Weimar/Wien 2001, S. 385 (Register). – DBA II, III; W. Leesch, Die deutschen Archivare 1500-1945, Bd. 2: Biographisches Lexikon, München/London/New York/Paris 1992, S. 462f.

Porträt Bildnis Geh.Rat Dr. Otto P., Robert Sterl, 1917, Öl auf Leinwand, Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden, Robert-Sterl-Haus Struppen via Wikimedia Commons (Bildquelle) [Public Domain Mark 1.0; dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Public Domain Mark 1.0 Lizenz]; Bildnis Geh.Rat Dr. Otto P., Robert Sterl, 1917, Öl auf Leinwand, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek.

Tom Graber
14.6.2004


Empfohlene Zitierweise:
Tom Graber, Artikel: Otto Posse,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3193 [Zugriff 29.3.2024].