Max Geißler

G. entdeckte bereits früh seine Leidenschaft für die Schriftstellerei. Die Großenhainer Heimat sowie die nach dem Umzug der Familie nach Wachwitz bei Dresden 1879 nahe gelegene Heide prägten seine Lebensführung und sein künstlerisches Schaffen. Zeit seines Lebens sollten ihn eine starke Naturverbundenheit und Volkstümlichkeit auszeichnen, wobei ihm besonders das Schicksal der einfachen Menschen in Verbindung mit ihrer typischen Lebenswelt am Herzen lag. G. mied gesellschaftliche Kontakte weitgehend und bevorzugte die Einsamkeit abgeschiedener Orte. Schon im Alter von 14 Jahren schrieb er seine ersten Dramen, welche er dem L. Staackmann Verlag in Leipzig - damals noch erfolglos - anbot. Später entstand eine enge und erfolgreiche Beziehung G.s zu diesem Haus. Nach dem Besuch des Königlichen Gymnasiums zu Dresden-Neustadt absolvierte er zunächst auf Wunsch der Mutter das Freiherrlich von Fletchersche Lehrerseminar in Dresden. Anschließend schlug er aber für einige Jahre zum Bestreiten seines Lebensunterhalts die Laufbahn eines Redakteurs für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften in Dresden, Weimar und 1891 bis 1898 sogar als Mitglied im Stab des Frankfurter „Generalanzeigers“ ein. Vermutlich war G. 1892 bis 1901 auch Inhaber des Max-Geißler-Verlags in Klotzsche-Königswald. Nach dem Tod seiner ersten Frau und einer künstlerisch erfolglosen Zeit in den 1890er-Jahren ging er mit seiner zweiten Frau und dem gemeinsamen Sohn kurz vor Ende des Jahrhunderts nach Italien und ließ sich in San Giacomo am Gardasee nieder. Hier begann G. neben zahlreichen Gedichten seinen ersten Roman zu schreiben. Wegen finanzieller und gesundheitlicher Schwierigkeiten musste die Familie 1899 nach Dresden zurückkehren, wo er 1900 eine Redakteursstelle ablehnte und stattdessen 1901 bis 1903 als Lehrmeister und Mitglied des Schulvorstands in Lohsdorf in der Sächsischen Schweiz tätig war. – Seinen bereits in Italien vollendeten ersten Roman „Jochen Klähn“ (1903), später veröffentlicht als „Inseln im Winde“ (1907/18), hielt G. trotz starken Verlagsinteresses zurück, bis er die Authentizität seines Werks auf einer Reise zu den Halligen in Friesland überprüft hatte. Dieses Streben nach Wirklichkeitstreue begleitete auch fortan seine Werke, in denen er neben dem Erzgebirge eine Vielzahl der unterschiedlichsten Landschaften Deutschlands und Europas thematisierte. – Ab 1904 lebte er ohne feste Anstellung in Weimar. Dort wurde 1910 sein erstes Bühnenstück „Die Bernsteinhexe“, nach der Novelle von Johann Wilhelm Meinhold, am Großherzoglichen Hoftheater uraufgeführt. Während eine gleichzeitige Aufführung in Graz (Österreich) nur auf geringe Resonanz stieß, wurde das Stück in Weimar das erfolgreichste der Saison. – Aus den autobiografischen Notizen „Wie ich Dichter wurde“ (1912) sowie „Briefe an meine Frau 1903-1912“ (1912) lassen sich Grundzüge seiner literaturwissenschaftlichen Ansichten erkennen, welche er 1913 in seinem „Führer durch die deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts“ weiterentwickelte. Trotz der intensiven Verankerung seiner Werke und ihrer Akteure in deren Umwelt und Natur, stand er der Heimatkunst, welche den Künstler in ein begrenztes regionales Umfeld zwang, kritisch gegenüber. Ebenso lehnte er den Naturalismus und den modernen Gesellschaftsroman ab. Für ihn waren das städtische Umfeld und die Zeitungslandschaft Feinde des Künstlers und des Schriftstellers im Besonderen, da diese laut G. einen kontraproduktiven Leistungsdruck und starke Abhängigkeit erzeugten. – Zwischen dem Ersten Weltkrieg und 1933 veröffentlichte G. verschiedene Romane, welche eine starke nationale Affinität und seine Neigung zum deutschen Volkstum widerspiegeln. 1925 kehrte G. nach Dresden zurück und hat nach 1934 offenbar nichts mehr veröffentlicht. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er auf Capri (Italien), wo er 1945 verstarb. – G.s Sohn Horst Wolfram wurde ebenfalls Schriftsteller und erlangte eine ungleich größere Publikumswirksamkeit als sein Vater.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11045 Amtsgericht Dresden, Nr. 1284, Registerblatt 7034; Standesamt Dresden; Stadtarchiv Dresden, Hist. Dresd. 2148, Y.618; Kreisarchiv Pirna, Acta enthaltend die Geschäftsführung des Schulvorstandes zu Lohsdorf (38).

Werke Das Buch von Frau Holle, Düsseldorf 1900; Jochen Klähn, Berlin 1903; Hütten im Hochland, Leipzig 1905; Die goldenen Türme, Leipzig 1906; Das sechste Gebot, Leipzig 1908; Gedichte, Leipzig 1908; Die Rose von Schottland, Leipzig 1909; Der Douglas, Mainz 1909; Soldaten-Balladen, Leipzig 1909; Kater Quitsch, Dresden [um 1910]; Die Bernsteinhexe, Reutlingen [um 1910]; Tausend und eine Nacht, Reutlingen [um 1910]; Das Tristanlied, Leipzig 1911; Erlkönig, Leipzig 1911; Das Heidejahr, Leipzig 1911; Die Glocken von Robbensiel, Leipzig 1911; Wie ich Dichter wurde, Leipzig 1912; Briefe an meine Frau 1903 bis 1912, Leipzig 1912; Die sieben Glückssucher, Halle/Saale 1912; Führer durch die deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts, Weimar 1913; Herrgottswiege, Leipzig 1913; Gedichte, Leipzig 1913; Das hohe Licht, Leipzig 1913; Großes Märchenbuch, Stuttgart 1913; Die neuen Gedichte, Leipzig 1914; Valentin Upp, der Legionär, Leipzig 1914; Max Geisslers’s Märchenbuch, Reutlingen 1915; Nach Rußland wollen wir reiten, Leipzig 1915; Jockele und die Mädchen, Berlin/Weimar 1916; Die Wacht in Polen, Leipzig 1916; Die schöne Lilofe, Weimar 1916; Drei Mann unterm Glassturz, Hagen 1917; Jockele und seine Frau, Berlin/Wien 1917; Inseln im Winde, Leipzig 1918; Die Herrgottswiege, Leipzig 1919; Peter Lebegerns grosse Reise, Hamburg 1921; Am Sonnenwirbel, Leipzig 1922; Das Moordorf, Leipzig 1922; Die Musikantenstadt, Leipzig 1923; Kaspar der Sonderling, Berlin 1923; Die grüne Stadt, Berlin 1923; Der gemütvolle Adam, Dresden 1923; Kikimora, die Waldeule, Berlin 1923; Schmetterlingstanz, Berlin 1923; Die Fahrt zur Unsterblichkeit, Leipzig 1929; (Bearb.), Der Graf von Monte-Christo, Berlin 1929; Schollentreue oder: Der rote Feind im Waldhof, Leipzig 1929; Deutschland, wach auf!, Leipzig 1930; Deutschland erwache! Ein Hitlerroman aus verbotener Zeit, Leipzig 1933.

Literatur Der Dichter Max Geissler und seine Schriften, Leipzig 1913; Gedenkblätter zum 1. Oktober. L. Staackmann, Leipzig 1869-1919, Festschrift, Leipzig 1919; 60 Jahre L. Staackmann Verlage (1869-1929), hrsg. vom L. Staackmann Verlag, Leipzig 1929; Nord und Süd. Eine deutsche Monatsschrift 31/1907, Bd. 123, H. 367. – DBA II, III; DBE 3, S. 612.

Frank Scheffler
30.5.2006


Empfohlene Zitierweise:
Frank Scheffler, Artikel: Max Geißler,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22789 [Zugriff 26.4.2024].

Max Geißler



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11045 Amtsgericht Dresden, Nr. 1284, Registerblatt 7034; Standesamt Dresden; Stadtarchiv Dresden, Hist. Dresd. 2148, Y.618; Kreisarchiv Pirna, Acta enthaltend die Geschäftsführung des Schulvorstandes zu Lohsdorf (38).

Werke Das Buch von Frau Holle, Düsseldorf 1900; Jochen Klähn, Berlin 1903; Hütten im Hochland, Leipzig 1905; Die goldenen Türme, Leipzig 1906; Das sechste Gebot, Leipzig 1908; Gedichte, Leipzig 1908; Die Rose von Schottland, Leipzig 1909; Der Douglas, Mainz 1909; Soldaten-Balladen, Leipzig 1909; Kater Quitsch, Dresden [um 1910]; Die Bernsteinhexe, Reutlingen [um 1910]; Tausend und eine Nacht, Reutlingen [um 1910]; Das Tristanlied, Leipzig 1911; Erlkönig, Leipzig 1911; Das Heidejahr, Leipzig 1911; Die Glocken von Robbensiel, Leipzig 1911; Wie ich Dichter wurde, Leipzig 1912; Briefe an meine Frau 1903 bis 1912, Leipzig 1912; Die sieben Glückssucher, Halle/Saale 1912; Führer durch die deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts, Weimar 1913; Herrgottswiege, Leipzig 1913; Gedichte, Leipzig 1913; Das hohe Licht, Leipzig 1913; Großes Märchenbuch, Stuttgart 1913; Die neuen Gedichte, Leipzig 1914; Valentin Upp, der Legionär, Leipzig 1914; Max Geisslers’s Märchenbuch, Reutlingen 1915; Nach Rußland wollen wir reiten, Leipzig 1915; Jockele und die Mädchen, Berlin/Weimar 1916; Die Wacht in Polen, Leipzig 1916; Die schöne Lilofe, Weimar 1916; Drei Mann unterm Glassturz, Hagen 1917; Jockele und seine Frau, Berlin/Wien 1917; Inseln im Winde, Leipzig 1918; Die Herrgottswiege, Leipzig 1919; Peter Lebegerns grosse Reise, Hamburg 1921; Am Sonnenwirbel, Leipzig 1922; Das Moordorf, Leipzig 1922; Die Musikantenstadt, Leipzig 1923; Kaspar der Sonderling, Berlin 1923; Die grüne Stadt, Berlin 1923; Der gemütvolle Adam, Dresden 1923; Kikimora, die Waldeule, Berlin 1923; Schmetterlingstanz, Berlin 1923; Die Fahrt zur Unsterblichkeit, Leipzig 1929; (Bearb.), Der Graf von Monte-Christo, Berlin 1929; Schollentreue oder: Der rote Feind im Waldhof, Leipzig 1929; Deutschland, wach auf!, Leipzig 1930; Deutschland erwache! Ein Hitlerroman aus verbotener Zeit, Leipzig 1933.

Literatur Der Dichter Max Geissler und seine Schriften, Leipzig 1913; Gedenkblätter zum 1. Oktober. L. Staackmann, Leipzig 1869-1919, Festschrift, Leipzig 1919; 60 Jahre L. Staackmann Verlage (1869-1929), hrsg. vom L. Staackmann Verlag, Leipzig 1929; Nord und Süd. Eine deutsche Monatsschrift 31/1907, Bd. 123, H. 367. – DBA II, III; DBE 3, S. 612.

Frank Scheffler
30.5.2006


Empfohlene Zitierweise:
Frank Scheffler, Artikel: Max Geißler,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22789 [Zugriff 26.4.2024].