Matthäus Aurogallus

A.s Wirken spiegelt exemplarisch die Wechselwirkungen zwischen böhmischem Humanismus und Wittenberger Reformation wider. Seine ausgezeichneten Hebräisch-Kenntnisse flossen in Martin Luthers Bibelübersetzung ein. – A. besuchte die von dem namhaften böhmischen Humanisten Bohuslav Lobkowicz auf dessen Wohnsitz Hassenstein (tschech. Hasištejn) gegründete Schule und fungierte dort später als Lehrer. Dabei profitierte er von der durch Lobkowicz zusammengetragenen wertvollen „Hassensteinschen Bibliothek“. 1512 immatrikulierte er sich an der Universität Leipzig, wo er 1515 das Bakkalaureat erwarb. Seit 1519 hielt er sich in Wittenberg auf und trat 1521 auf Vermittlung Philipp Melanchthons die Nachfolge von Matthäus Adriani auf dem Lehrstuhl für Hebräisch an. Diese Professur hatte er bis zu seinem Tod inne. A.s von einem überragenden pädagogischen Geschick geprägte Lehrtätigkeit trug wesentlich zur Anerkennung der Hebraistik als Universitätsdisziplin bei. Innerhalb der reformatorischen Bewegung in Wittenberg hob A. das Studium der hebräischen Sprache als geeignetes philologisches Mittel, den wahren Sinn der Heiligen Schrift zu erkennen, hervor. Seine sprachwissenschaftlichen Werke, v.a. das 1523 entstandene und 1525 gedruckte „Compendium hebreae chaldeaeque grammatices“, dienten den führenden reformatorischen Theologen als unentbehrliches Hilfsmittel für ihre exegetischen Arbeiten. So profilierte sich der an etymologischen und lexikalischen Fragen des Hebräischen und des Chaldäischen besonders interessierte A. als kenntnisreicher Berater für Johannes Bugenhagens Jesajavorlesung und Psalmeninterpretation. Außerdem assistierte er Luther bei dessen Übersetzung des Alten Testaments und bereitete alte Handschriften für ihn auf. 1542 wurde A. Rektor der Universität Wittenberg. Lebenslang hielt er Verbindungen in seine böhmische Heimat. In der Literatur wird A. auch als Verfasser einer Chronik der Herzöge und Könige von Böhmen genannt, die jedoch bisher nicht nachweisbar ist.

Quellen H. Scheible/C. Mundhenk (Hg.), Melanchthons Briefwechsel, Stuttgart 1977-2016.

Werke Compendium hebreae chaldeaeque grammatices, Wittenberg 1525; De Hebraeis urbium locorum populorum que nominibus e veteri instrumento congestis, Wittenberg 1526.

Literatur G. Bauch, Die Einführung des Hebräischen in Wittenberg, in: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums 48/1904, H. 7/8, S. 461-490; W. Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, Halle/Saale 1917; O. Eißfeldt, Des Matthäus A. Hebräische Grammatik von 1523, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 7/1957/58, S. 885-889; H. H. Holfelder, Matthäus A. (ca. 1490-1543), in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 85/1974, S. 383-388; ders., Tentatio et consolatio. Studien zu Bugenhagens „Interpretatio in librum psalmorum“, Berlin/New York 1974, S. 104f.; P. Hlaváček, Humanista Matthaeus A. († 1543), rodá z Chomutova, a jeho angažma v dobé evropských reformací, in: Comotovia 2007: sborník přispěvků z konference věnované výnočí 550 let udělení znaku města Chomutova (1457-2007), Chomutov 2008, S. 79-86. – ADB 1, S. 691f.; BBKL 1, Sp. 304; DBA I, II, III; DBE 1, S. 280; LThK 1, Sp. 1258; NDB 1, S. 457; H. Sturm (Hg.), Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder, Bd. 1: A-H, München/Wien 1979, S. 32.

Michael Wetzel
19.6.2019


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Matthäus Aurogallus,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/279 [Zugriff 20.4.2024].

Matthäus Aurogallus



Quellen H. Scheible/C. Mundhenk (Hg.), Melanchthons Briefwechsel, Stuttgart 1977-2016.

Werke Compendium hebreae chaldeaeque grammatices, Wittenberg 1525; De Hebraeis urbium locorum populorum que nominibus e veteri instrumento congestis, Wittenberg 1526.

Literatur G. Bauch, Die Einführung des Hebräischen in Wittenberg, in: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums 48/1904, H. 7/8, S. 461-490; W. Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, Halle/Saale 1917; O. Eißfeldt, Des Matthäus A. Hebräische Grammatik von 1523, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 7/1957/58, S. 885-889; H. H. Holfelder, Matthäus A. (ca. 1490-1543), in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 85/1974, S. 383-388; ders., Tentatio et consolatio. Studien zu Bugenhagens „Interpretatio in librum psalmorum“, Berlin/New York 1974, S. 104f.; P. Hlaváček, Humanista Matthaeus A. († 1543), rodá z Chomutova, a jeho angažma v dobé evropských reformací, in: Comotovia 2007: sborník přispěvků z konference věnované výnočí 550 let udělení znaku města Chomutova (1457-2007), Chomutov 2008, S. 79-86. – ADB 1, S. 691f.; BBKL 1, Sp. 304; DBA I, II, III; DBE 1, S. 280; LThK 1, Sp. 1258; NDB 1, S. 457; H. Sturm (Hg.), Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder, Bd. 1: A-H, München/Wien 1979, S. 32.

Michael Wetzel
19.6.2019


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Matthäus Aurogallus,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/279 [Zugriff 20.4.2024].