M.s Bedeutung ergibt sich v.a. aus seiner Tätigkeit als Verfasser und Übersetzer zahlreicher Schriften u.a. aus dem Bereich der Erbauungsliteratur. Als Syndikus des Leipziger Dominikanerklosters bzw. als Vikar der Natio Misniae innerhalb der Ordensprovinz Saxonia hatte er darüber hinaus zentrale Ämter des Dominikanerordens auf regionaler Ebene inne. – Den ersten Nachweis über M. liefert sein Eintrag in die Matrikel der Universität Leipzig. Im Sommersemester 1472 wurde er als „Marcus Yhaan de Weyda“ unter der Meißnischen Nation immatrikuliert. Demnach stammte M. aus dem vogtländischen Weida und dürfte wohl um die Mitte des 15. Jahrhunderts als Marcus Jahn geboren worden sein. In allen späteren Zeugnissen, die eigenen Schriftstücke inbegriffen, tritt M. stets als „Marcus von Weida“ in Erscheinung. Weitere Hinweise über seinen Studienfortschritt (z.B. über ein abgelegtes Bakkalaureat) oder den Eintritt in das Leipziger Dominikanerkloster, das zu seiner Hauptwirkungsstätte werden sollte, gibt es bislang nicht. 1482 oder 1483 hielt sich M. wohl im böhmischen Eger (tschech. Cheb) auf. Dies legt jedenfalls eine Bemerkung in seinem „Spiegel der Rosenkranzbruderschaft“ (1515) nahe. Der älteren Forschung zufolge (z.B. G. M. Löhr 1934) übte er hier sowie in Jena erste Lehrtätigkeiten aus. Die Quellen gewähren diesbezüglich allerdings keine Anhaltspunkte. – Ein erster archivalischer Hinweis auf sein Wirken im Leipziger Konvent ist eine Urkunde von 1487. Sie dokumentiert, dass ein nicht näher bezeichneter „bruder Marcus“ zu Kurfürst Friedrich III. (der Weise) entsandt wurde, um bei ihm für die dominikanische Observanz und gegen die Attacken des observanzfeindlichen Provinzials Hermann Meyer einzutreten. Die Vermutung, dass es sich bei diesem Bruder aus Leipzig um M. handelte (G. M. Löhr 1934 u.a.), wird durch seine erste Schrift, den „Spigell des ehlichen Ordens“, gestützt. Das Werk erschien im selben Jahr (1487), war dem Kurfürsten gewidmet und belegt anhand einer Selbstbezeichnung, dass der Autor zu diesem Zeitpunkt bereits Mitglied der Leipziger Dominikaner war („ich bruder Marcus von Weÿda, prediger ordens des closters leiptzk“). M. stieg hier in zentrale Positionen auf. So war er seit spätestens 1502 Lektor sowie Prediger und fungierte ab 1513 neben Hermann Rab als „Lector regens“ seines Konvents. Dabei handelte es sich um ein Leitungsamt innerhalb des Leipziger Ordensstudiums. Zudem nahm er die Aufgaben eines Syndikus seines Klosters wahr. Schließlich wirkte er seit 1515/1516 als Vikar der Natio Misniae („Vicarius nationis Misne“). In diesen Funktionen bemühte er sich beispielsweise 1513/1514 gemeinsam mit dem kurfürstlichen Rat Degenhard Pfeffinger, dem Provinzial der Dominikaner der Saxonia Rab und dem Pfarrer Johann Pregler um die wirtschaftliche Stabilisierung des Weidaer Dominikanerinnenklosters durch die dortige Priorin Margarete von Hutten. M. war zu diesem Zweck auch selbst vor Ort, denn die landesherrliche Anordnung, dem „bruder marcus“ 2 Schock 32 Groschen als Wegentschädigung zu zahlen, zeugt hiervon. Anfang März 1515 versuchte M. dann in einem Konflikt zwischen den Priestern der Kalandbruderschaft zu Schmölln und den Cronschwitzer Dominikanerinnen zu vermitteln. Dabei trat er wiederum zusammen mit Rab in Erscheinung. – 1516 muss M. gestorben sein, da bei der Zusammenkunft der Dominikaner der Provinz Saxonia im Juli 1516 in Nordhausen sein Name in den Fürbittgebeten für die Toten genannt wird. – Aus dem Oeuvre M.s sind in erster Linie drei eigene Schriften zu nennen: 1487 verfasste er auf die Bitte des Torgauer Adligen Sigismund von Maltitz hin den bereits genannten „Spigell ehlichen Ordens“, eine Art Ehelehre, die sich in erster Linie an Adlige richtete. 1502 folgte als ein weiteres Auftragswerk ein Traktat, der sich mit dem rechten Beten und ganz besonders mit der Auslegung des Vaterunsers beschäftigte: „Ein Nutzliche Lere vnd vnderweysunge, wye vnnd was der mensch bethen solle vnd Sonderlich ausslegunge des heylgen Vater vnsers […]“. Ausgangspunkt dafür war die Bitte des Leipziger Bürgers Martin Richter, M. möge seine 1501 gehaltenen Predigten zu diesem Themenkomplex publizieren lassen. Die mit 147 Blatt umfangreichste Schrift, den „Spiegel hochloblicher Bruderschafft des Rosenkrantz Marie […]“, verfasste M. 1514 auf Veranlassung der sächsischen Herzogin Barbara von Polen innerhalb von nicht einmal drei Monaten. In zwölf Kapiteln informiert dieser Text enzyklopädisch detailliert über den Rosenkranz, dessen Gebetsweise und vor allem über die Rosenkranzbruderschaft. – Neben diesen eigenständigen Schriften wirkte M. als Übersetzer und Förderer geistlicher Literatur. So organisierte er im Auftrag der sächsischen Herzogin Sidonia von Böhmen den Druck einer deutschen Version des „Liber specialis gratiae“ (1503), einer der erfolgreichsten Abhandlungen der Helftaer Mystik. Die dafür notwendige Übersetzung stammt von ihm selbst. Auch bei der 1512 in Leipzig gedruckten und von Johann von Schleinitz herausgegebenen Predigtsammlung „Orationes vel potius diuinorum […]“ sollte M. die Publikation organisieren. – M.s Schriften fanden nicht nur in den Wettinern prominente Leser. Den „Spiegel der Rosenkranzbruderschaft“ rezipierte auch Martin Luther. Die zum Teil scharfzüngigen Randglossen Luthers geben hiervon ein beredtes Zeugnis.