Karl Dietmann
D. stammte aus einer Familie, die mit seinem Vater
Johann Christian Dietmann bereits in dritter Generation Schulmeister und Organist des Kirchspiels Grunau-Daußen stellte. Die Grundlagen im Lesen, Schreiben und Rechnen, in Latein, Musik und Religion erlernte er bei Vater und Großvater. Von Jugend an zeigte er ein besonderes Interesse an historischen Themen, besonders an der Welt- und Naturgeschichte. Mit 13 Jahren besuchte D. die Schule im benachbarten Hohenmölsen, studierte dann 1735 bis 1741 an der Stiftsschule in Zeitz und ging anschließend an das Augusteum in Weißenfels, welches er 1743 verließ, um sich an der Universität in Leipzig zu immatrikulieren. Dort hörte er Vorlesungen in Theologie, Philosophie, Geschichte und Rhetorik bei den Professoren Romanus Teller, Johann August Ernesti, Christian Gottlieb Jöcher und Johann Christoph Gottsched. – 1745 musste D. sein Studium aus finanziellen Gründen abbrechen. In Weißenfels schrieb er sich im Collegium Pastorale als Anwärter auf das Predigtamt ein und verdiente seinen Unterhalt durch privates Unterrichten teils adliger, teils bürgerlicher Schüler. 1750 wandte sich D. nach Dresden und wirkte dort als Redakteur und Herausgeber des „Privilegierten Addreßkomtoir“. Zudem wurde er Mitglied der Prediger-Gesellschaft zu Dresden-Neustadt. Er schätzte die Nähe zu den öffentlichen und privaten Bibliotheken der Residenzstadt und begann mit der Anlage einer umfangreichen Exzerpt- und Büchersammlung sowie mit der Pflege weitläufiger Briefwechsel mit verschiedenen Gelehrten seiner Zeit. 1756 bewarb er sich auf die vakant gewordene Pfarrstelle an der Kirche zu „Unserer Lieben Frauen“ in Lauban und erhielt schließlich auch die Berufung. In demselben Jahr heiratete er dort
Juliane Rosine, die Tochter des Laubaner Buchhändlers und Buchdruckers
Nikolaus Schill, und gründete mit ihr eine Familie. Als Pastor pestilentiarius und Prediger an der Liebfrauenkirche sowie als Pfarrer der evangelisch-schlesischen Grenzgemeinde Berthelsdorf am Queis (poln. Uniegoszcz) wirkte er bis zu seinem Tod 1804. – D. gehörte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Verfassern biografischer, kirchenhistorischer sowie geografischer Sammelwerke und war Mitarbeiter sowie Herausgeber verschiedener gelehrter Zeitschriften in Sachsen. Die Direktion der „Dresdner politischen und gelehrten Frag-Anzeigen“, in denen er nach eigener Angabe bis 1775 um die 100 Abhandlungen sowie ca. 600 Rezensionen und kleinere Texte publizierte, hatte er 1750 bis 1755 inne. Daneben initiierte er eine „Sittliche Wochenschrift“, die in Lauban 1754 bis 1755 unter dem Titel „Der Denker“ erschien. 1768 bis 1791 betreute er das in Görlitz herausgegebene „Lausitzische Magazin“. Mehrere Jahrzehnte arbeitete er an zwei umfangreichen Enzyklopädieprojekten. So erschienen 1752 bis 1763 „Die gesamte der ungeänderten augsburgischen Confeßion zugethane Priesterschaft in dem Churfürstenthum Sachsen“ in fünf Bänden sowie 1750 bis 1770 die „Neue Europäische Staats- und Reisegeographie“ in 15 Bänden, wobei die letzten drei Bände D. zusammen mit Johann Christoph Adelung erarbeitete. Daneben veröffentlichte er Fest- und Gelegenheitsschriften, Predigten, Lieder sowie regionalkirchengeschichtliche und theologische Schriften. D. wurde 1756 in Jena und 1762 in Halle in die „Deutsche Gesellschaft“ aufgenommen. Die „Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften“ zählte D. seit 1779 zu ihren Mitgliedern.
Werke Die Glückseligkeit eines hohen Alters, Lauban 1754; Dresdner politische und gelehrte Frag-Anzeigen, Dresden 1750-1755; mit J. G. Haymann, Neue Europäische Staats- und Reisegeographie, 16 Bde., Leipzig/Görlitz 1750-1770, Dresden/Leipzig 21763 (1. Bd.); Die gesamte der ungeänderten Augsburgischen Confeßion zugethane Priesterschaft in dem Churfürstenthum Sachsen, 5 Bde., Dresden/Lauban 1752-1763; Der Denker. Eine sittliche Wochenschrift, 3 Teile, Lauban 1754-1755; Das Andenken an die vorigen Zeiten, Leipzig/Lauban 1755; Nützliche Erinnerungen, Leipzig/Lauban 1756-1759; Zion im Feyerkleide, 3 Bde., Leipzig/Lauban 1756; Tabeera Laubana, Lauban 1763; Lausitzisches Magazin, 25 Bde., Görlitz 1768-1792; Die gesamte … Priesterschaft im Marggrafthum Oberlausitz, Lauban/Leipzig 1777 (WV); Kurzgefaßte Kirchen- und Schulengeschichte der gefürsteten Grafschaft Henneberg, Gotha 1781; Kirchen- und Schulengeschichte der Hochreichsgräflichen Schönburgischen Graf- und Herrschaften, Breslau/Brieg/Leipzig 1787.
Literatur G. C. Hamberger/J. G. Meusel, Das Gelehrte Teutschland, Bd. 2, Lemgo 51796, S. 55f.; F. Stosch/J. C. Strodtmann, Neues gelehrtes Europa, Bd. 18, Wolfenbüttel 1764, S. 275-325 (WV); G. F. Otto, Lexikon der … Oberlausizischen Schriftsteller und Künstler, Bd. 1, Görlitz 1800, S. 239-246 (WV). – DBA I; H. Rupp/B. Berger (Hg.), Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 3, Bern/Stuttgart 1971, Sp. 216f.
Stefan Dornheim
22.7.2009
Empfohlene Zitierweise:
Stefan Dornheim, Artikel: Karl Dietmann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18348 [Zugriff 23.12.2024].
Karl Dietmann
Werke Die Glückseligkeit eines hohen Alters, Lauban 1754; Dresdner politische und gelehrte Frag-Anzeigen, Dresden 1750-1755; mit J. G. Haymann, Neue Europäische Staats- und Reisegeographie, 16 Bde., Leipzig/Görlitz 1750-1770, Dresden/Leipzig 21763 (1. Bd.); Die gesamte der ungeänderten Augsburgischen Confeßion zugethane Priesterschaft in dem Churfürstenthum Sachsen, 5 Bde., Dresden/Lauban 1752-1763; Der Denker. Eine sittliche Wochenschrift, 3 Teile, Lauban 1754-1755; Das Andenken an die vorigen Zeiten, Leipzig/Lauban 1755; Nützliche Erinnerungen, Leipzig/Lauban 1756-1759; Zion im Feyerkleide, 3 Bde., Leipzig/Lauban 1756; Tabeera Laubana, Lauban 1763; Lausitzisches Magazin, 25 Bde., Görlitz 1768-1792; Die gesamte … Priesterschaft im Marggrafthum Oberlausitz, Lauban/Leipzig 1777 (WV); Kurzgefaßte Kirchen- und Schulengeschichte der gefürsteten Grafschaft Henneberg, Gotha 1781; Kirchen- und Schulengeschichte der Hochreichsgräflichen Schönburgischen Graf- und Herrschaften, Breslau/Brieg/Leipzig 1787.
Literatur G. C. Hamberger/J. G. Meusel, Das Gelehrte Teutschland, Bd. 2, Lemgo 51796, S. 55f.; F. Stosch/J. C. Strodtmann, Neues gelehrtes Europa, Bd. 18, Wolfenbüttel 1764, S. 275-325 (WV); G. F. Otto, Lexikon der … Oberlausizischen Schriftsteller und Künstler, Bd. 1, Görlitz 1800, S. 239-246 (WV). – DBA I; H. Rupp/B. Berger (Hg.), Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 3, Bern/Stuttgart 1971, Sp. 216f.
Stefan Dornheim
22.7.2009
Empfohlene Zitierweise:
Stefan Dornheim, Artikel: Karl Dietmann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18348 [Zugriff 23.12.2024].