Johann Friedrich Burscher

B. bekleidete mehrere Schlüsselpositionen in der kursächsischen Kirche und der Universität Leipzig und wirkte dort als einer der wichtigsten Vertreter einer konservativen Theologie. – B. ging ab 1743 auf die öffentliche Schule seiner Heimatstadt, wo ihn v.a. der Unterricht des gelehrten Predigers Johann Hünigen prägte. Ostern 1749 immatrikulierte sich B. an der Universität Leipzig. Dort besuchte er Veranstaltungen der unterschiedlichsten Fachrichtungen und studierte schließlich Theologie bei Christian August Crusius als Hauptfach. Nachdem er am 9.8.1752 das Magisterdiplom erworben hatte, habilitierte er sich mit einer Arbeit über Ezechiel am 15.2.1755 zum Magister legens. In diesen Jahren war er Teil des Kreises um Johann Christoph Gottsched, dessen „Gesellschaft der schönen Wissenschaften und der freyen Künste“ er als eines der Gründungsmitglieder und Redner bei der ersten öffentlichen Sitzung angehörte. Gottsched empfahl ihn auch Heinrich Graf von Bünau als Sekretär und Bibliothekar, in dessen Diensten B. in Eisenach, Oßmannstedt und Nöthnitz stand. 1764 erhielt er einen Ruf als außerordentlicher Professor der Theologie nach Leipzig, wo er im Jahr darauf Baccalaureus der Theologie, Frühprediger an der Paulinerkirche und nach Gottscheds Tod 1766 Kollegiat des großen Fürstenkollegiums wurde. Einen Ruf nach Jena schlug er aus, als er 1768 in Leipzig als ordentlicher Professor angestellt und mit seiner Arbeit „De gaza derelicta futura ad illustrandum locum Zeph. 2,4“ zum Doktor der Theologie promoviert wurde. Seit Mai 1776 Domherr des Hochstifts Meißen und seit 1781 Senior der Theologischen Fakultät, galt er als einer der führenden Theologen in Sachsen und konnte zwischen 1776 und 1803 siebenmal das Rektorat bekleiden. – Trotz seiner Nähe zu bedeutenden Persönlichkeiten der sächsischen Aufklärung kann B. allenfalls in methodischer Hinsicht als aufklärerisch bezeichnet werden. Inhaltlich erwies er sich als strikter Gegner einer rational operierenden „natürlichen“ Theologie und Verfechter eines strengen Dogmatismus. Ausschlaggebend für B.s Karriere und langjährige dominierende Stellung an der Leipziger Universität war eine Vielzahl von Faktoren; den Weg zum Aufstieg ebneten sicherlich seine Beziehungen zu wichtigen Persönlichkeiten des akademischen Lebens wie Crusius und Gottsched oder zum Grafen von Bünau. Zur Dominanz im theologischen Milieu Sachsens gelangte B., indem er nach und nach Schlüsselpositionen in der sächsischen Kirche und Verwaltung besetzen konnte. Mit einer wissenschaftlichen Kompetenz, die auch von Gegnern wie Karl Friedrich Bahrdt anerkannt wurde, konnte er auch den Auftrieb nutzen, den konservative Strömungen gegen Ende des 18. Jahrhunderts unter der Regentschaft Kurfürst Friedrich Augusts III. (König Friedrich August I.) erhielten.

Quellen F. L. Schönemann, Dr. Johann Friedrich B.s ... Leben und Todtenfeyer von der Universität Leipzig, Leipzig 1805 (WV); Dr. Johann Friedrich B. in einer kurzen Biographie dargestellt, Leipzig 1794.

Werke Von den feierlichen Hochzeitgebräuchen der heutigen griechischen oder morgenländischen Christen, Leipzig 1754; Predigten in der Universitätskirche in Leipzig in den Jahren 1764, 1765 und 1766 gehalten, Leipzig 1766ff.; Stand- und Trauerrede, welche den 13ten April, 1762 bey der Beerdigung [des Grafen Heinrich von Bünau], in der Kirche zu Oßmannstädt, gehalten worden; De gaza derelicta futura ad illustrandum locum Zeph. 2,4, Diss. Leipzig 1768; Die unveränderlich buchstäbliche Wahrheit der evangelischen Geschichte von Jesu, und von seinen göttlichen Werken und Wundern, aus aller Quellen der Geschichte und sonst gezeigt, nebst ihrem rechten Gebrauche und Nutzen …, Leipzig 1803; Eines alten Mannes in seiner Jugend bei dem Glanze und Geräusche des Hofes verfertigte Abend- und Nachtgesänge und andere Nachtgedanken, Leipzig 1803.

Literatur G. Mühlpfordt, Oberlausitzer als Rektoren mitteldeutscher Universitäten (1700-1804), in: M. Schmidt (Hg.), Die Oberlausitz und Sachsen in Mitteleuropa, Görlitz/Zittau 2003, S. 282-311. – ADB 3, S. 630-632; DBA I, III.

Porträt Johann Friedrich B., J. A. Rossmäßler, 1770/80, Radierung, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Inventar-Nr. A 03236 (Bildquelle) [CC BY SA 3.0 DE, Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons 3.0 Deutschland Lizenz].

Andreas Erb
18.6.2014


Empfohlene Zitierweise:
Andreas Erb, Artikel: Johann Friedrich Burscher,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/912 [Zugriff 22.11.2024].

Johann Friedrich Burscher



Quellen F. L. Schönemann, Dr. Johann Friedrich B.s ... Leben und Todtenfeyer von der Universität Leipzig, Leipzig 1805 (WV); Dr. Johann Friedrich B. in einer kurzen Biographie dargestellt, Leipzig 1794.

Werke Von den feierlichen Hochzeitgebräuchen der heutigen griechischen oder morgenländischen Christen, Leipzig 1754; Predigten in der Universitätskirche in Leipzig in den Jahren 1764, 1765 und 1766 gehalten, Leipzig 1766ff.; Stand- und Trauerrede, welche den 13ten April, 1762 bey der Beerdigung [des Grafen Heinrich von Bünau], in der Kirche zu Oßmannstädt, gehalten worden; De gaza derelicta futura ad illustrandum locum Zeph. 2,4, Diss. Leipzig 1768; Die unveränderlich buchstäbliche Wahrheit der evangelischen Geschichte von Jesu, und von seinen göttlichen Werken und Wundern, aus aller Quellen der Geschichte und sonst gezeigt, nebst ihrem rechten Gebrauche und Nutzen …, Leipzig 1803; Eines alten Mannes in seiner Jugend bei dem Glanze und Geräusche des Hofes verfertigte Abend- und Nachtgesänge und andere Nachtgedanken, Leipzig 1803.

Literatur G. Mühlpfordt, Oberlausitzer als Rektoren mitteldeutscher Universitäten (1700-1804), in: M. Schmidt (Hg.), Die Oberlausitz und Sachsen in Mitteleuropa, Görlitz/Zittau 2003, S. 282-311. – ADB 3, S. 630-632; DBA I, III.

Porträt Johann Friedrich B., J. A. Rossmäßler, 1770/80, Radierung, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Inventar-Nr. A 03236 (Bildquelle) [CC BY SA 3.0 DE, Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons 3.0 Deutschland Lizenz].

Andreas Erb
18.6.2014


Empfohlene Zitierweise:
Andreas Erb, Artikel: Johann Friedrich Burscher,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/912 [Zugriff 22.11.2024].