Hugo I. von Schönburg

H. bereiste 1549 Italien und nahm 1550 im Gefolge von Kurfürst Moritz an der Belagerung Magdeburgs teil. 1552 kämpfte er mit Kaiser Karl V. gegen die Türken. Da sich H.s militärisches Engagement mit dem seines Bruders Wolf II. deckte, standen beide Schönburger zumeist gemeinsam im Feld, so auch in der Schlacht von Sievershausen 1553, bei der Kurfürst Moritz tödlich verwundet wurde. H. und Wolf begleiteten den Leichnam nach Freiberg und wohnten der Beisetzung im Dom bei. H. zog sich daraufhin völlig vom Kriegsdienst zurück und konzentrierte sich auf die Verwaltung des umfangreichen schönburgischen Hausbesitzes. Nach anfänglich gemeinsamer Regierung schlossen die Brüder Georg I., Wolf II. und H. am 1.5.1556 einen Familienvertrag, der Georg die Herrschaften Glauchau und Remse, Wolf Penig, Wechselburg und Rochsburg und H. Waldenburg und Lichtenstein zusprach. Hartenstein, Geringswalde und die Bergwerke verblieben in gemeinsamem Besitz. Der Vertrag schuf darüber hinaus eine gemeinschaftliche schönburgische Regierungsbehörde (Gesamtregierung) und wirkte beispielgebend für alle späteren Hausverträge bis ins 19. Jahrhundert. Gleichwohl versäumte er die Festlegung der Primogenitur und muss daher als eine der Hauptursachen für die zahlreichen Erbteilungen und Linienbildungen und damit die fortschreitende Schwächung des Gesamthauses Schönburg angesehen werden. Zur Residenz wählte H. Waldenburg, dessen Schloss er seit 1556 die Gestalt einer repräsentativen Wohnanlage mit sieben hohen Erkern und zwei Treppentürmen gab. Umstritten ist, ob es sich dabei um einen kompletten Neubau für das 1519 abgebrannte alte Schloss oder lediglich um den Umbau einer bereits bestehenden Anlage handelt. – Ebenso wenig wie seine Brüder vermochte H., der auf die Beseitigung der schönburgischen Landesherrschaft ausgerichteten sächsischen Politik dauerhaften Widerstand entgegenzusetzen. Auf sächsischen Druck hin sahen sich Georg, Wolf und H. am 2.5.1559 gezwungen, die Obere Grafschaft Hartenstein mit ihren wertvollen Wäldern und Bergwerken für 146.000 Gulden an Kurfürst August zu verkaufen. Damit fiel die wichtige Landverbindung nach Böhmen weg und Kursachsen umschloss das schönburgische Territorium nun fast vollständig. Der verbliebene niedere Teil der Grafschaft Hartenstein ging 1566 gegen eine Entschädigung von 56.000 Gulden in den Alleinbesitz H.s über. – Besondere Verdienste erwarb sich H. auf dem Gebiet des Kirchenwesens. So forcierte er die Abschaffung noch bestehender katholischer Gebräuche, führte neue Gesangbücher ein und ließ Kirchenbücher anlegen. Für die Herrschaften Waldenburg und Lichtenstein sowie das Gebiet des säkularisierten Klosters Geringswalde richtete er 1559 die Superintendentur Waldenburg ein, deren Geistliche auf Betreiben H.s zu jährlichen Synoden zusammenkamen. In Konflikt mit Kurfürst August geriet H. wegen seines Widerstandes gegen die sächsischen Kirchenvisitationen 1556, v.a. aber durch die offene Unterstützung des orthodoxen Luthertums flacianischer Prägung. H.s Herrschaftsbereich entwickelte sich dabei zu einem Zufluchtsort für vertriebene flacianische Theologen. So fand etwa der ehemalige Superintendent von Weimar, Bartholomäus Rosinus, 1563 eine Anstellung als Beichtvater H.s und Superintendent von Waldenburg. 1566 wurde eine mit einem flacianisch gesinnten Rektor besetzte schönburgische Landesschule in Geringswalde gegründet. Da H. jedoch starb, bevor der religionspolitische Streit mit Kursachsen seinen Höhepunkt erreichte, wurde nicht er, sondern sein Bruder und Gesinnungsgenosse Wolf II. von Kurfürst August mit persönlichen Zwangsmaßnahmen belegt. – In der schönburgischen Familiengeschichte gilt H. als Begründer der bis heute existierenden Hauptlinie Schönburg-Waldenburg (Obere Linie). Sein von Christoph Walther (II.) geschaffenes, in der Waldenburger Stadtkirche befindliches Grabmal zählt zu den bedeutendsten Sandsteinepitaphen in Sachsen vor dem Auftreten des Giovanni Maria Nosseni.

Quellen T. Schön, Geschichte des Fürstlichen und Gräflichen Gesamthauses Schönburg, Urkundenbuch, Bd. VII, 2. Teil, Stuttgart/Waldenburg 1906.

Literatur E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 94-96; A. B. Hanschmann, Das Hugodenkmal in Waldenburg, in: Schönburgische Geschichtsblätter 2/1895/96, S. 169-176; C. Müller, H. von Schönburg, in: Festschrift zum 2. Heimatfest in Waldenburg, Waldenburg 1929, S. 11-33; W.-D. Röber, Schönburgische Burgen und Schlösser im Tal der Zwickauer Mulde, Beucha 1999, S. 59-61 (P).

Porträt H. v. Schönburg-Waldenburg, Christoph Walther II., 1567, Sandsteinepitaph, St. Bartholomäuskirche Waldenburg.

Michael Wetzel
20.12.2004


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Hugo I. von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22418 [Zugriff 28.3.2024].

Hugo I. von Schönburg



Quellen T. Schön, Geschichte des Fürstlichen und Gräflichen Gesamthauses Schönburg, Urkundenbuch, Bd. VII, 2. Teil, Stuttgart/Waldenburg 1906.

Literatur E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 94-96; A. B. Hanschmann, Das Hugodenkmal in Waldenburg, in: Schönburgische Geschichtsblätter 2/1895/96, S. 169-176; C. Müller, H. von Schönburg, in: Festschrift zum 2. Heimatfest in Waldenburg, Waldenburg 1929, S. 11-33; W.-D. Röber, Schönburgische Burgen und Schlösser im Tal der Zwickauer Mulde, Beucha 1999, S. 59-61 (P).

Porträt H. v. Schönburg-Waldenburg, Christoph Walther II., 1567, Sandsteinepitaph, St. Bartholomäuskirche Waldenburg.

Michael Wetzel
20.12.2004


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Hugo I. von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22418 [Zugriff 28.3.2024].