Heinz Bongartz

B. gehörte zu den namhaftesten deutschen Dirigenten seiner Generation, v.a. als Interpret von Richard Wagner, Johannes Brahms, Anton Bruckner, Gustav Mahler, Max Reger, Hans Pfitzner und Richard Strauss. In Konzert und Oper beherrschte er gleichermaßen ein weit gespanntes Repertoire. Zu seinen Verdiensten zählte neben vorbildlicher Programmgestaltung sein Einsatz für das zeitgenössische Musikschaffen. Hinzu kommt der organische Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerschlagenen Dresdner Philharmonie, die vor ihm Paul van Kempen und Carl Schuricht geleitet hatten und die B. zu neuer künstlerischer Höhe führte. Sein feinnerviges kompositorisches Schaffen, aus spätromantisch-impressionistischer Haltung hervorgewachsen, bezog im reifen Alterswerk der einzigen Sinfonie (1964) auch Elemente der Zwölftontechnik ein. – Nach dem Studium 1908 bis 1914 am Konservatorium seiner Heimatstadt sowie in Köln bei Fritz Steinbach (Dirigieren), Otto Neitzel (Komposition) und Elly Ney (Klavier) wurde B. 1919 Leiter der Musikschule, 1921 zugleich des Städtischen Chores sowie des Stadttheaters in Düren und 1923 Direktor des Stadttheaters Mönchengladbach. Neben Oskar Fried wirkte er am Berliner Blüthner-Orchester (1924-1926), wurde danach Leiter der Landeskapelle Meiningen, Musikalischer Oberleiter in Gotha (1931-1933) und anschließend Erster Staatskapellmeister am Staatstheater Kassel. Nachdem er als Generalmusikdirektor am Theater von Saarbrücken tätig war (1937-1944), ging er nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als Chefdirigent an das Pfalzorchester Ludwigshafen. 1946/47 folgte er einer Berufung als Professor und Leiter der Dirigentenklasse und Opernschule an der Musikhochschule Leipzig, wo u.a. die Kapellmeister Kurt Masur, Ude Nissen und Günter Schubert zu seinen Schülern gehörten. Im April 1947 übernahm B. die künstlerische Leitung der Dresdner Philharmonie, die er bis Juli 1964 innehatte. Bis ins hohe Alter wirkte B. weiterhin als gefragter Gastdirigent im In- und Ausland. Konzertreisen führten ihn in nahezu sämtliche Musikzentren Europas und nach Übersee. Der Künstler erhielt für sein verdienstvolles Wirken hohe staatliche Auszeichnungen der DDR (u.a. 1950 den Nationalpreis). Er wurde Ehrenmitglied der Dresdner Philharmonie (1964), der Internationalen Gustav-Mahler-Gesellschaft Wien (1966) und Korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin (1969). 1970 wurde er mit dem Martin-Andersen-Nexö-Kunstpreis der Stadt Dresden ausgezeichnet. Zahlreiche Schallplatten- und Rundfunkaufnahmen haben seine Interpretationskunst bewahrt.

Werke Rembrandt-Suite für großes Orchester, op. 14; „Japanischer Frühling“ (H. Bethge) für Sopran und Orchester, op. 27, Heidelberg, W. Müller; Musik für Orchester Nr. 1, op. 29 und Nr. 2, op. 30, ebd.; Verwandlungen und Fuge über ein Thema aus Mozarts „Don Giovanni“, op. 32; Sinfonie Nr. 1 (mit Sopransolo nach J. R. Bechers „Der Engel des Schweigens“), op. 44; „Der Mensch“ (F. Hölderlin), 6 Lieder für Bariton und Orchester, op. 47.

Literatur D. Härtwig, Die Dresdner Philharmonie - eine Chronik des Orchesters 1870-1970, Leipzig 1970; G. Schmiedel, Heinz B., in: D. Brennecke/H. Gerlach/M. Hansen (Hg.), Musiker in unserer Zeit, Leipzig 1979, S. 167-170; D. Härtwig, Die Dresdner Philharmonie, Berlin 1992; ders. (Hg.), 125 Jahre Dresdner Philharmonie, Altenburg 1995; H. Bockstiegel, Heinz B., in: „Meine Herren, kennen Sie das Stück?“, Wolfratshausen 1996, Sp. 39-44; D. Härtwig, Die Dresdner Philharmonie zwischen Paul van Kempen und Heinz B., in: M. Herrmann/H.-W. Heister (Hg.), Dresden und die avancierte Musik im 20. Jahrhundert, Teil 2, 1933-1966, Laaber 2002, S. 189-202. – DBA II, III; MGG, Bd. 15 (Supplement), Kassel/Basel 1973, Sp. 930f. (WV).

Porträt Professor Heinz B. als Stadtverordneter, Pressearchiv Höhne/Pohl, 1958, Fotografie, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Dieter Härtwig
1.12.2008


Empfohlene Zitierweise:
Dieter Härtwig, Artikel: Heinz Bongartz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/668 [Zugriff 29.3.2024].

Heinz Bongartz



Werke Rembrandt-Suite für großes Orchester, op. 14; „Japanischer Frühling“ (H. Bethge) für Sopran und Orchester, op. 27, Heidelberg, W. Müller; Musik für Orchester Nr. 1, op. 29 und Nr. 2, op. 30, ebd.; Verwandlungen und Fuge über ein Thema aus Mozarts „Don Giovanni“, op. 32; Sinfonie Nr. 1 (mit Sopransolo nach J. R. Bechers „Der Engel des Schweigens“), op. 44; „Der Mensch“ (F. Hölderlin), 6 Lieder für Bariton und Orchester, op. 47.

Literatur D. Härtwig, Die Dresdner Philharmonie - eine Chronik des Orchesters 1870-1970, Leipzig 1970; G. Schmiedel, Heinz B., in: D. Brennecke/H. Gerlach/M. Hansen (Hg.), Musiker in unserer Zeit, Leipzig 1979, S. 167-170; D. Härtwig, Die Dresdner Philharmonie, Berlin 1992; ders. (Hg.), 125 Jahre Dresdner Philharmonie, Altenburg 1995; H. Bockstiegel, Heinz B., in: „Meine Herren, kennen Sie das Stück?“, Wolfratshausen 1996, Sp. 39-44; D. Härtwig, Die Dresdner Philharmonie zwischen Paul van Kempen und Heinz B., in: M. Herrmann/H.-W. Heister (Hg.), Dresden und die avancierte Musik im 20. Jahrhundert, Teil 2, 1933-1966, Laaber 2002, S. 189-202. – DBA II, III; MGG, Bd. 15 (Supplement), Kassel/Basel 1973, Sp. 930f. (WV).

Porträt Professor Heinz B. als Stadtverordneter, Pressearchiv Höhne/Pohl, 1958, Fotografie, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Dieter Härtwig
1.12.2008


Empfohlene Zitierweise:
Dieter Härtwig, Artikel: Heinz Bongartz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/668 [Zugriff 29.3.2024].