Friedrich Adolph von Haugwitz

H. war der bedeutendste Fürstendiener von Kurfürst Johann Georg III. und bekleidete Spitzenpositionen in der kursächsischen Hof- und Zentralverwaltung. – H. wurde auf einem der väterlichen Güter in der Oberlausitz geboren, das im Zuge des Dreißigjährigen Kriegs ebenso wie die anderen Familiengüter ruiniert wurde. Bereits mit 14 Jahren studierte H. an der Universität Altdorf Philosophie, Geschichte und Jurisprudenz. 1654 schloss sich ein Aufenthalt auf dem Reichstag zu Regensburg an. Anschließend verweilte H. längere Zeit an der Universität Straßburg, wo er französische Sprachkenntnisse erwarb. Eine längere Bildungsreise führte ihn u.a. nach Utrecht (Niederlande) und an die englischen Universitäten Oxford und Cambridge. Nach einer kurzen Tätigkeit als Kammerjunker in Kursachsen 1656 unternahm H. wiederum eine Kavalierstour v.a. nach Frankreich. Er blieb längere Zeit in Paris, von wo aus er vom sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. zum kaiserlichen Wahltag nach Frankfurt/Main gerufen wurde. Anschließend diente H. für zwei Jahre als Rittmeister der kaiserlichen Armee in Pommern gegen Schweden. Danach begab er sich wiederum auf eine längere Reise, die ihn durch alle größeren Städte Italiens führte. Nach seiner Rückkehr wurde H. kursächsischer Rat und Gegenhändler im Markgraftum Oberlausitz. Nach einem kurzen militärischen Intermezzo als Oberstleutnant unter schwedischem Kommando, übernahm H. mehrere Ämter in Kursachsen, so als Kammerherr, Kammerrat, Oberstleutnant und Kriegsrat. 1672 bis 1680 fungierte er als Hofmarschall. Der Amtsantritt des sächsischen Kurfürsten Johann Georg III. brachte H. in höchste Positionen. Er wurde Oberhofmarschall, Wirklicher Geheimer Rat, Geheimer Kriegsrat und Steuerdirektor. Diese Ämterhäufung bedeutete auch eine Last; mehrere Bitten um Amtserleichterung wurden abschlägig beschieden. Die vielfachen Bestallungen von H. entsprachen durchaus der Personalpolitik Johann Georgs (III.), der von 1672 bis 1680 als Landvogt der Oberlausitz selbst in Bautzen (sorb. Budyšin) residiert hatte und dann als Kurfürst vermehrt Lausitzer Adlige in seine Regierungstätigkeit einbezog. 1691 und 1694 bestätigten sowohl Johann Georg IV. als auch Friedrich August I. (August II., der Starke) sämtliche von H.s Ämtern. Nachdem H. 1697 wegen Unterschlagung kurzzeitig in Haft gekommen war, zog er es danach vor, dem sächsischen Staatsdienst zu entsagen und sich für drei Jahre als Geheimer Etat-Rat in die Dienste Kurbrandenburgs zu begeben. 1700 zog sich H. endgültig ins Privatleben zurück.

Quellen S. B. Carpzov, Die auch im Tode nicht geschiedene Seelen, Leichenpredigt, Dresden 1705; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat.

Literatur C. Heinker, Die Bürde des Amtes - die Würde des Titels. Der kursächsische Geheime Rat im 17. Jahrhundert, Leipzig 2015. – NDB 8, S. 93.

Christian Heinker
24.2.2016


Empfohlene Zitierweise:
Christian Heinker, Artikel: Friedrich Adolph von Haugwitz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1974 [Zugriff 20.4.2024].

Friedrich Adolph von Haugwitz



Quellen S. B. Carpzov, Die auch im Tode nicht geschiedene Seelen, Leichenpredigt, Dresden 1705; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat.

Literatur C. Heinker, Die Bürde des Amtes - die Würde des Titels. Der kursächsische Geheime Rat im 17. Jahrhundert, Leipzig 2015. – NDB 8, S. 93.

Christian Heinker
24.2.2016


Empfohlene Zitierweise:
Christian Heinker, Artikel: Friedrich Adolph von Haugwitz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1974 [Zugriff 20.4.2024].