Erhart Kästner

Nach dem Abitur in Augsburg studierte K. Germanistik, Geschichte und Philosophie an den Universitäten in Freiburg/Breisgau, Kiel und Leipzig. Seine Promotion bei August Korff galt dem Thema „Wahn und Wirklichkeit im Drama der Goethezeit“. Nach einem zweijährigen Volontariat an der Universitätsbibliothek Leipzig und der Sächsischen Landesbibliothek Dresden wurde er in letzterer 1929 als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter angestellt. Im selben Jahr trat K. im Dresdner Rathaus mit einer großen Ausstellung über Gotthold Ephraim Lessing an die Öffentlichkeit, der 1932 eine viel beachtete Exposition zum 100. Todestag Johann Wolfgang von Goethes folgte, an der er wesentlichen Anteil hatte. Höhepunkt seines Engagements war der Aufbau des Buchmuseums, das am 11.5.1935 im Japanischen Palais eröffnet wurde. Ein Jahr später übernahm K. die Leitung der Handschriftensammlung. 1936/37 ließ er sich für eine Tätigkeit als Sekretär Gerhart Hauptmanns, den er 1934 in Dresden kennengelernt hatte, vom Bibliotheksdienst beurlauben. K. war maßgeblich an der Vollendung des Spätwerks von Hauptmann beteiligt und begleitete ihn auf dessen Reisen. Nach der kurzzeitigen Rückkehr an die Dresdner Bibliothek übernahm er die Vorbereitung einer Gutenberg-Reichsausstellung in Leipzig, die mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs eingestellt wurde und ihn wieder in die Sächsische Landesbibliothek führte. Seit 1940 Soldat der Luftwaffe, wurde er nach Griechenland abkommandiert und geriet 1945 auf Kreta in britische Kriegsgefangenschaft. – Bereits in seiner Dresdner Zeit verfasste K. eigene literarische Texte und konnte während des Kriegs sein erstes Buch „Griechenland“ (1942) veröffentlichen. Die Erfahrungen als Kriegsgefangener in der ägyptischen Wüste hielt er im „Zeltbuch von Tumilad“ (1949) fest. Es folgten Bücher, die vielfach Literatur und philosophische Betrachtungen verknüpften. Nach mehreren Jahren als freischaffender Publizist entschloss sich K. zum Wiedereintritt ins Berufsleben. 1950 übernahm er die Stelle des Direktors der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, die unter seiner Leitung zu einer modernen Forschungsbibliothek ausgebaut wurde. Neben der Pflege des historischen Bestands hat er sich besonders um den Aufbau einer Malerbuch-Sammlung verdient gemacht. Parallel zu seiner Tätigkeit als Direktor war K. weiterhin auch publizistisch tätig, u.a. als Redakteur des Literaturblatts der „Augsburger Allgemeinen“ (1959-1962). Nach seiner Pensionierung zog K. 1968 nach Staufen/Breisgau, wo er 1974 verstarb.

Werke Wahn und Wirklichkeit im Drama der Goethezeit, Diss. Leipzig 1929; Bekränzter Jahreslauf, Leipzig 1934 (ND Frankfurt/Main 1979); Griechenland, Berlin 1942; Kreta, Berlin 1946, Frankfurt/Main/Leipzig 151997 (ND Frankfurt/Main/Leipzig 2002); Zeltbuch von Tumilad, Wiesbaden 1949; Ölberge, Weinberge, Wiesbaden 1953, Frankfurt/Main/Leipzig 141992 (ND Frankfurt/Main/Leipzig 2000); Die Stundentrommel vom heiligen Berg Athos, Wiesbaden 1956, Frankfurt/Main/Leipzig 151999; Die Lerchenschule, Frankfurt/Main 1964, 71986; Aufstand der Dinge, Frankfurt/Main 1973, 92000.

Literatur A. Kästner (Hg.), Erhart K., Leben und Werk in Texten und Bildern, Frankfurt/Main 1980, Frankfurt/Main/Leipzig ²1994; P. Raabe, Erhart K., Werkmanuskripte, Wolfenbüttel 1984; K. Nitzschke (Hg.), Erhart K., Dresden 1994; H.-U. Lehmann (Hg.), Kunstwirklichkeiten. Erhart K., Wiesbaden 1994; J. Freifrau Hiller v. Gaertringen (Hg.), Perseus-Auge Hellblau. Erhart K. und Gerhart Hauptmann, Bielefeld 2004. – DBA II, III; DBE 5, S. 397; NDB 10, S. 736f.; A. Habermann/R. Klemmt/F. Siefkes, Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925-1980, Frankfurt/Main 1985, S. 150; G. v. Wilpert, Deutsches Dichterlexikon, Stuttgart ³1988, S. 405f.; W. Killy (Hg.), Literaturlexikon, Bd. 6, Gütersloh 1990, S. 176; D.-R. Moser (Hg.), Neues Handbuch der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945, München 1990, S. 342; T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 123f. (P).

Porträt Erhart K., um 1934, Fotografie, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Katrin Nitzschke
8.10.2015


Empfohlene Zitierweise:
Katrin Nitzschke, Artikel: Erhart Kästner,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22283 [Zugriff 16.4.2024].

Erhart Kästner



Werke Wahn und Wirklichkeit im Drama der Goethezeit, Diss. Leipzig 1929; Bekränzter Jahreslauf, Leipzig 1934 (ND Frankfurt/Main 1979); Griechenland, Berlin 1942; Kreta, Berlin 1946, Frankfurt/Main/Leipzig 151997 (ND Frankfurt/Main/Leipzig 2002); Zeltbuch von Tumilad, Wiesbaden 1949; Ölberge, Weinberge, Wiesbaden 1953, Frankfurt/Main/Leipzig 141992 (ND Frankfurt/Main/Leipzig 2000); Die Stundentrommel vom heiligen Berg Athos, Wiesbaden 1956, Frankfurt/Main/Leipzig 151999; Die Lerchenschule, Frankfurt/Main 1964, 71986; Aufstand der Dinge, Frankfurt/Main 1973, 92000.

Literatur A. Kästner (Hg.), Erhart K., Leben und Werk in Texten und Bildern, Frankfurt/Main 1980, Frankfurt/Main/Leipzig ²1994; P. Raabe, Erhart K., Werkmanuskripte, Wolfenbüttel 1984; K. Nitzschke (Hg.), Erhart K., Dresden 1994; H.-U. Lehmann (Hg.), Kunstwirklichkeiten. Erhart K., Wiesbaden 1994; J. Freifrau Hiller v. Gaertringen (Hg.), Perseus-Auge Hellblau. Erhart K. und Gerhart Hauptmann, Bielefeld 2004. – DBA II, III; DBE 5, S. 397; NDB 10, S. 736f.; A. Habermann/R. Klemmt/F. Siefkes, Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925-1980, Frankfurt/Main 1985, S. 150; G. v. Wilpert, Deutsches Dichterlexikon, Stuttgart ³1988, S. 405f.; W. Killy (Hg.), Literaturlexikon, Bd. 6, Gütersloh 1990, S. 176; D.-R. Moser (Hg.), Neues Handbuch der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945, München 1990, S. 342; T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 123f. (P).

Porträt Erhart K., um 1934, Fotografie, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Katrin Nitzschke
8.10.2015


Empfohlene Zitierweise:
Katrin Nitzschke, Artikel: Erhart Kästner,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22283 [Zugriff 16.4.2024].