Bernhard Rüling

Die Bedeutung R.s ergibt sich aus seinen zentralen kirchlichen Ämtern, seiner enormen Beliebtheit als Prediger sowie aus der in seiner Person verkörperten und zugleich durch ihn vorangetriebenen engen Verbindung der Sächsischen Landeskirche mit den wichtigsten freien christlichen Werken. – R. besuchte 1835 bis 1841 die Fürstenschule St. Afra in Meißen und studierte anschließend bis 1844 in Leipzig Theologie. Nach einer Hauslehrertätigkeit in Oberlößnitz wurde er 1848 Diakonus in Oschatz. 1852 folgte das Diakonat, wenig später das Archidiakonat an der Dresdner Dreikönigskirche, bevor R. 1855 bis 1865 als Pastor primarius im Bautzener Dom St. Petri tätig war. Als designierter Superintendent von Waldheim wurde er nach dem Tod Rudolf Käuffers 1865 als 2. Hofprediger nach Dresden gerufen, wo er 1873 zum 1. Hofprediger aufstieg. In dieser Stellung verblieb er bis zu seiner 1888 aus gesundheitlichen Gründen erfolgten Emeritierung. – R. war ein führender Vertreter des seit ca. 1870 für Sachsens Geistliche bestimmend gewordenen gemäßigten Neuluthertums, das Treue zur Schrift und zum lutherischen Bekenntnis mit einer großen wissenschaftlichen Offenheit zu verbinden suchte. In diesem Sinn übte er großen Einfluss auf die freien kirchlichen Werke aus, v.a. als Vorstandsmitglied im Hauptverein für Innere Mission (1867-1896), im Komitee des Sächsischen Haupt-Missionsvereins (1866-1896) und im Vorstand des Dresdner Hauptvereins der Gustav-Adolf-Stiftung (1867-1896). 1869/70 gehörte R. zu den Begründern des Vereins zur Verbreitung christlicher Schriften in Dresden, dem er 22 Jahre lang vorstand. Als Konsistorialrat (1866), als außerordentliches Mitglied des Landeskonsistoriums (1874), als Oberkonsistorialrat (1882) sowie als Synodaler der I. bis V. ordentlichen Landessynode (1871-1891) konnte er auch in den kirchenleitenden Gremien auf eine Integration der freien christlichen Werke hinarbeiten und zugleich Einfluss auf die geistliche Profilierung der sächsischen Pfarrerschaft nehmen. So stand er 1873 bis 1885 dem Dresdner Kandidatenverein vor und war beteiligt an der Erarbeitung und Herausgabe der 1880 in Kraft getretenen neuen Agende, der Perikopenordnung von 1892 sowie des 1883 erschienenen neuen Gesangbuchs und der damit verbundenen Neuordnung des Kirchenwesens im Sinne einer reformatorischen Rückbesinnung. Seiner großen Popularität dienten nicht nur seine persönliche und erbauliche Predigtweise, sondern auch eine weit gefasste Tätigkeit als Konferenzredner und eine hohe literarische Produktivität, die mehrere Predigtbände, kontinuierliche Predigtmeditationen und andere in „Gesetz und Zeugnis“ (später „Pastoralblätter“) erschienene Predigten und gedruckte Vorträge umfasste. Für seine Schrift „De catholica ecclesiae evangelicae eiusque Germanicae natura et ratione“ wurde R. 1860 der Dr. theol. h.c. zuerkannt, außerdem war er Komtur des königlich sächsischen Zivilverdienstordens.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Amt Dresden.

Werke Sonntagsfreude. Eine Sammlung von Predigten zur häuslichen Erbauung zusammengestellt, Dresden 1857; De catholica ecclesiae evangelicae eiusque Germanicae natura et ratione, 1860; Reden an Geistliche aus der kirchlichen Gegenwart. Elf Conferenzvorträge in den Jahren 1860-1865 gehalten, Leipzig 1866; Grüße an die Gemeinde. Ein Jahrgang Predigten aus zehn Jahren seiner Amtsführung in der Petrigemeinde zu Budissin 1855-1866, 2 Teile, Leipzig 1866, ²1880; Die Verbreitung christlicher Schriften, in: Bausteine. Illustrirtes Monatsblatt für innere Mission 1/1869, S. 10-14, 30-32, 51-54, 70-72, 86-87; Wir müssen ein Brüderhaus haben, in: ebd., S. 23-27; Von drei krankhaften Auswüchsen des Christenthums. Orthodoxismus, Pietismus, Mysticismus, Dresden 1870, ²1871; Das irdische und himmlische Zion. Zehn Predigten als Jubiläumsgabe für den Oberhofprediger Kohlschütter, Dresden 1885; Abendglocken. Predigten aus den letzten Amtsjahren, Leipzig 1897.

Literatur H. J. Scheuffler (Hg.), Die evangelisch-lutherische Landes-Synode im Königreiche Sachsen 1871-1896, Dresden 1896, S. 200; Sächsischer Gustav-Adolf-Bote 7/1896, Nr. 6, S. 45f.; T. Flathe, Louis Bernhard R., Afranisches Ecce 2/1897, S. 18-27 (Bildquelle); P. V. Schmidt, D. Bernhard R. Ein Gedenkblatt, in: Das Pfarrhaus 12/1897, Nr. 3, S. 37-41; Amtskalender für evangelisch-lutherische Geistliche im Königreich Sachsen 38/1898, S. 192. – ADB 53, S. 593-595; DBA I; W. Haan (Hg.), Sächsisches Schriftsteller-Lexicon, Leipzig 1875, S. 296-298; Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog, Berlin 1896, S. 445f.

Thomas Markert
3.8.2010


Empfohlene Zitierweise:
Thomas Markert, Artikel: Bernhard Rüling,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3416 [Zugriff 28.3.2024].

Bernhard Rüling



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Amt Dresden.

Werke Sonntagsfreude. Eine Sammlung von Predigten zur häuslichen Erbauung zusammengestellt, Dresden 1857; De catholica ecclesiae evangelicae eiusque Germanicae natura et ratione, 1860; Reden an Geistliche aus der kirchlichen Gegenwart. Elf Conferenzvorträge in den Jahren 1860-1865 gehalten, Leipzig 1866; Grüße an die Gemeinde. Ein Jahrgang Predigten aus zehn Jahren seiner Amtsführung in der Petrigemeinde zu Budissin 1855-1866, 2 Teile, Leipzig 1866, ²1880; Die Verbreitung christlicher Schriften, in: Bausteine. Illustrirtes Monatsblatt für innere Mission 1/1869, S. 10-14, 30-32, 51-54, 70-72, 86-87; Wir müssen ein Brüderhaus haben, in: ebd., S. 23-27; Von drei krankhaften Auswüchsen des Christenthums. Orthodoxismus, Pietismus, Mysticismus, Dresden 1870, ²1871; Das irdische und himmlische Zion. Zehn Predigten als Jubiläumsgabe für den Oberhofprediger Kohlschütter, Dresden 1885; Abendglocken. Predigten aus den letzten Amtsjahren, Leipzig 1897.

Literatur H. J. Scheuffler (Hg.), Die evangelisch-lutherische Landes-Synode im Königreiche Sachsen 1871-1896, Dresden 1896, S. 200; Sächsischer Gustav-Adolf-Bote 7/1896, Nr. 6, S. 45f.; T. Flathe, Louis Bernhard R., Afranisches Ecce 2/1897, S. 18-27 (Bildquelle); P. V. Schmidt, D. Bernhard R. Ein Gedenkblatt, in: Das Pfarrhaus 12/1897, Nr. 3, S. 37-41; Amtskalender für evangelisch-lutherische Geistliche im Königreich Sachsen 38/1898, S. 192. – ADB 53, S. 593-595; DBA I; W. Haan (Hg.), Sächsisches Schriftsteller-Lexicon, Leipzig 1875, S. 296-298; Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog, Berlin 1896, S. 445f.

Thomas Markert
3.8.2010


Empfohlene Zitierweise:
Thomas Markert, Artikel: Bernhard Rüling,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3416 [Zugriff 28.3.2024].