Rudolf Schmitt
S. studierte ab 1853 an der Universität Marburg zunächst Theologie. Das Interesse für die Naturwissenschaften führte ihn aber bald zum Chemiestudium. In Hermann Kolbe fand er einen Lehrer, dem er lebenslang verbunden blieb. Als dessen Assistent bereitete er die Experimentalvorlesungen vor und führte eigene Forschungsarbeiten aus, deren Ergebnisse er 1861 in einer Dissertations- und 1864 in einer Habilitationsschrift „Über einige neue Derivate der Salicylsäure“ darlegte. Die 1860 erstmals durch Kolbe realisierte Salicylsäuresynthese sollte S.s Chemikerleben dominieren. 1865 ging er als Lehrer für Chemie an die Höhere Gewerbeschule Kassel. Dort büßte er durch die Explosion einer Glasröhre während einer Vorlesung das rechte Auge ein. Bekannt für die wissenschaftliche Qualität seiner Vorlesungen und sein Interesse an der technischen Anwendung chemischer Forschung, wurde S. zum Wintersemester 1870 als Professor für Organische Chemie an das Dresdner Polytechnikum berufen. Hier war er der erste Chemieprofessor, der ein komplettes Chemiestudium absolviert und sich habilitiert hatte, anders als seine Vorgänger, die ausgebildete Ärzte oder Apotheker gewesen waren. – Der Kolbeschen Salicylsäuresynthese galt auch in Dresden sein Interesse. Die industrielle Produktion des für Pharmazeutika wie „Aspirin“ wichtigen Ausgangsstoffs erforderte, diesen in größter Reinheit herzustellen. S. und seinen Schülern Richard Seifert und Friedrich von Heyden gelang es, das Verfahren weiterzuentwickeln. In der „Salicylsäurefabrik Dr. F. von Heyden“ in Radebeul bei Dresden begann 1875 die Produktion. Damit setzte der Aufschwung des Unternehmens ein, das innerhalb weniger Jahre zu den wichtigsten chemischen Fabriken in Deutschland zählte. 1884, nach Kolbes Tod, übernahm S. die wissenschaftliche Leitung. Gemeinsam mit Seifert gelang ihm 1885 eine weitere, ökonomisch äußerst erfolgreiche Verbesserung des Verfahrens. In diesen Jahren gehörte S. zu den Mitbegründern der Deutschen Chemischen Gesellschaft. 1896 wurde er in den Vorstand gewählt. Aus gesundheitlichen Gründen musste er 1893 die auf ihn gefallene Wahl zum Rektor der Technischen Hochschule Dresden ausschlagen und vorzeitig aus dem Lehramt ausscheiden.
Quellen Technische Universität Dresden, Universitätsarchiv, Professorendokumentation.
Werke Beitrag zur Kenntnis der Kolbeschen Salicylsäuresynthese, 1885; Über die Diazophenole, 1868/69; Constitution des Dichlorazophenols, 1879.
Literatur E. von Meyer, Zur Erinnerung an Rudolf S. (Nachruf), in: Journal für praktische Chemie 57/1898, S. 2-12. – DBA III; J. C. Poggendorff, Biographisch literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften, Bd. 7a, T. 4, Berlin 1962; D. Petschel (Bearb.), Die Professoren der TU Dresden 1828-2003, Köln 2003, S. 851f.
Porträt Porträtfoto Rudolf Wilhelm S., Technische Universität Dresden, Universitätsarchiv, Fotosammlung.
Karin Fischer
21.6.2004
Empfohlene Zitierweise:
Karin Fischer, Artikel: Rudolf Schmitt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9781 [Zugriff 23.12.2024].
Rudolf Schmitt
Quellen Technische Universität Dresden, Universitätsarchiv, Professorendokumentation.
Werke Beitrag zur Kenntnis der Kolbeschen Salicylsäuresynthese, 1885; Über die Diazophenole, 1868/69; Constitution des Dichlorazophenols, 1879.
Literatur E. von Meyer, Zur Erinnerung an Rudolf S. (Nachruf), in: Journal für praktische Chemie 57/1898, S. 2-12. – DBA III; J. C. Poggendorff, Biographisch literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften, Bd. 7a, T. 4, Berlin 1962; D. Petschel (Bearb.), Die Professoren der TU Dresden 1828-2003, Köln 2003, S. 851f.
Porträt Porträtfoto Rudolf Wilhelm S., Technische Universität Dresden, Universitätsarchiv, Fotosammlung.
Karin Fischer
21.6.2004
Empfohlene Zitierweise:
Karin Fischer, Artikel: Rudolf Schmitt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9781 [Zugriff 23.12.2024].